Verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement

Konzept
Nachhaltigkeit in der Lieferkette ist fest im Unternehmen verankert

Die Beachtung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Lieferkette stellt einen wichtigen Baustein für ein verantwortungsvolles Handeln dar. Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft werden neben wirtschaftlichen Aspekten im Einkaufsprozess mitberücksichtigt. Die Lufthansa Group möchte somit negative Auswirkungen auf die Umwelt und Verstöße gegen Menschenrechte in der Lieferkette vermeiden. Um den Ansprüchen an die Nachhaltigkeit der eigenen Produkte und Dienstleistungen zu genügen, setzt die Lufthansa Group auf eine enge Zusammenarbeit mit Zuliefernden, die diese Ansprüche teilen und umsetzen. Dies ist auch Bestandteil des Lufthansa Group Code of Conduct, der auf der Internetseite der Lufthansa Group verfügbar ist.

Das jährliche Einkaufsvolumen mit externen Zuliefernden betrug im Jahr 2023 rund 19 Mrd. EUR. Die Lufthansa Group arbeitet mit Zuliefernden in knapp 170 Ländern weltweit zusammen, wobei die eingekauften Waren und Dienstleistungen auf 333 Warengruppen verteilt sind. Neben der Beschaffung von Flugzeugen und Treibstoffen umfasst das Einkaufsportfolio auch Waren und Dienstleistungen wie zum Beispiel Catering, Flugzeugsitze, Fahrzeuge, Uniformen sowie Versicherungen und Bodenverkehrsdienste.

Konzerneinkaufsrichtlinie beinhaltet Verpflichtung zu sozialer und ökologischer Verantwortung

Die Verpflichtung zu sozialer und ökologischer Verantwortung ist ein wesentlicher Bestandteil der Konzerneinkaufsrichtlinie. Die Richtlinie ist eine verpflichtende Vorgabe für alle Einkaufseinheiten der Konzerngesellschaften für den Beschaffungsprozess und für alle Mitarbeitenden mit Beschaffungstätigkeit.

Verpflichtende Schulung zur Einkaufsrichtlinie ist etabliert

Eine Schulung zur Einkaufsrichtlinie steht den betroffenen Mitarbeitenden zur Verfügung und wird spezifischen Personen verpflichtend zugewiesen. Ziel der Schulung ist es, die Fähigkeiten und Kenntnisse der Mitarbeitenden in Bezug auf nachhaltige Beschaffung zu entwickeln und zu erhalten. Eine Wiederholung wird automatisiert alle zwei Jahre eingefordert. Im Jahr 2023 haben 99 % des definierten funktionsbezogenen Teilnehmerkreises das Training erfolgreich abgeschlossen.

Supplier Code of Conduct formuliert die Erwartungen der Lufthansa Group

Die Erwartungen der Lufthansa Group an ihre Zuliefernden bezüglich sozialer, ökologischer und ethischer Verantwortung sind im Lufthansa Group Supplier Code of Conduct zusammengefasst. Dieser ist auf der Internetseite der Lufthansa Group einsehbar.

Menschenrechtliche und umweltbezogene Verpflichtungen sind Teil der Zuliefererverträge

Durch die kontinuierliche Aufnahme von Verpflichtungen in Verträge mit Zuliefernden strebt die Lufthansa Group an, ein verantwortungsvolles Handeln bei den unmittelbaren Zuliefernden zu erreichen, der eigenen unternehmerischen Verantwortung gerecht zu werden und Risiken vorzubeugen. So werden unter anderem folgende Verpflichtungen in Verträge mit Zuliefernden aufgenommen:

  • die 10 Prinzipien des UN Global Compact einzuhalten
  • alle fünf Grundprinzipien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) einzuhalten
  • vertragliche Leistungen unter der Beachtung der geschützten Rechtspositionen aus dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zu erbringen
  • risikoabhängig an Schulungen teilzunehmen
  • die Lufthansa Group über erkannte Risiken und eingeleitete Maßnahmen zu informieren
  • bei Präventions- und Abhilfemaßnahmen zu unterstützen
  • seine Zuliefernden und Mitarbeitenden über das Lufthansa Group Beschwerdeverfahren zu informieren
  • das Recht zur Durchführung von Audits einzuräumen
  • das Recht zu gewähren, bei Verstoß gegen die Vereinbarungen das Vertragsverhältnis zu kündigen
Lieferanten-Risikomanagement berücksichtigt auch Anforderungen aus dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)

Um ein angemessenes und wirksames Risikomanagement bei der Vielzahl von mehr als 30.000 zentral gesteuerten Bestandslieferanten zu ermöglichen, nutzt die Lufthansa Group eine IT-Anwendung, die es ermöglichen soll, potenzielle menschenrechts- und umweltbezogene Risiken oder Verletzungen zu erkennen. Darüber hinaus unterstützt sie dabei, prozessseitig identifizierte Risiken mit Hilfe von Maßnahmen zu minimieren oder zu beenden. Dieser Ansatz entspricht auch den Anforderungen aus dem LkSG.

Um Menschenrechts-, Umwelt-, Compliance- und finanzielle Risiken in der Lieferkette auch vor Vertragsvergabe zu identifizieren und Konzernstandards einzuhalten, hat die Lufthansa Group einen Lieferanten-Überprüfungsprozess etabliert. Fällt ein Zuliefernder im ersten Prüfungsschritt in eine mittlere oder hohe Risikokategorie, zum Beispiel wegen des Herkunftslandes oder der Warengruppe, wird eine tiefergehende Überprüfung durchgeführt, auch unter Hinzuziehung externer Quellen. Der Überprüfungsprozess unterstützt das Unternehmen potenzielle Risiken schon vor Vertragsabschluss zu erkennen, notwendige Maßnahmen zur Risikominimierung festzulegen oder als letzte Maßnahme eine Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Lieferanten zu verhindern.

Verfahren zur Meldung von Risiken oder Verletzungen ist eingerichtet

Beschwerden und Hinweise zu menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken oder Verletzungen und Compliance Verstößen bei Lieferanten können durch Dritte vertraulich über ein elektronisches Hinweisgebersystem oder die externe Ombudsperson der Lufthansa Group zur Kenntnis gebracht werden. Die Zuliefernden der Lufthansa Group werden zudem in den Verträgen aufgefordert, ihre Zuliefernden und deren Mitarbeitende über die Hinweismeldewege der Lufthansa Group zu informieren. Die Verfahrensordnung der Lufthansa Group zum Umgang mit Hinweisen ist über die Website der Lufthansa Group abrufbar. Weitere Informationen im Kapitel. ↗ Geschäftsethik und Compliance/Achtung der Menschenrechte.

Beschaffungsmanagement der Lufthansa Group wird durch EcoVadis bestätigt

Um nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln gegenüber ihren Geschäftspartnern darlegen zu können, nimmt die Lufthansa Group an der Nachhaltigkeitsbewertungsplattform für globale Beschaffungsketten EcoVadis teil. Im November 2022 wurde das Engagement der Lufthansa Group für ein weiteres Jahr erneut mit dem „Silver Status“ bestätigt. Die Beschaffungsprozesse werden im Rahmen des EcoVadis-Ratings ebenfalls besser als die von vergleichbaren Unternehmen bewertet.

Organisatorische Verankerung und Verantwortlichkeiten

Die Einkaufseinheiten der Lufthansa Group sind im Rahmen einer einheitlichen Berichtslinie organisiert. Sie berichten an das Vorstandsmitglied „Flotte & Technologie“. Die Berichtslinien sind entlang von Warengruppenverantwortlichkeiten und Konzerngesellschaften angeordnet. Die Warengruppenorientierung soll die Aufstellung durch gebündeltes Know-how optimieren.

Der Einkaufsleitung der Lufthansa Group unterstehen die zentralen Abteilungen für Prozesse und Governance, Einkaufssysteme und Strategie. Diese Abteilungen bündeln und bearbeiten einkaufsspezifische Themen konzernübergreifend und befassen sich mit den Nachhaltigkeitsthemen in den Einkaufsprozessen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance

Durch die prozessorientierte Matrixorganisation strebt die Lufthansa Group an, die Etablierung der Nachhaltigkeitsstandards zu vereinfachen, da zunehmend einheitliche Verfahren und IT-Systeme eingesetzt werden.

Ziele
Menschenrechts-, Umwelt- und Compliance Risiken in der Lieferkette sollen minimiert werden

Für die Lufthansa Group ist verantwortungsbewusstes Handeln ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Ziel der Lufthansa Group ist es, dass auch Zuliefernde des Konzerns im Hinblick auf fairen Wettbewerb, Integrität und verantwortungsvolles Handeln geltende Gesetze, Richtlinien und Regelungen uneingeschränkt einhalten. Dazu zählt auch der Schutz grundlegender Menschenrechte und Umweltbelange, die Inhalt des deutschen LkSG sind. Die Lufthansa Group will somit ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und vermeiden, dass Geschäftsbeziehungen mit Personen oder Unternehmen eingegangen werden, die diese Standards nicht erfüllen. Ziel des Lufthansa Group Risikomanagements für die Einkaufsprozesse ist es, potenzielle Menschenrechts-, Umwelt- und Compliance Risiken und Verstöße in der Lieferkette zu erkennen, um diese mit geeigneten und wirkungsvollen Maßnahmen systematisch verhindern, minimieren oder beenden zu können.

Transparenz hinsichtlich CO2-Emissionen bei direkten Zuliefernden soll geschaffen werden

Mit der Zielsetzung, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die selbst gesteckten Emissionsziele der Lufthansa Group zu erreichen, soll Transparenz über CO2-Emissionen bei den direkten Zuliefernden geschaffen werden. Darauf basierend ist zukünftig geplant, dass geeignete Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen auch in der Lieferkette identifiziert werden.

Maßnahmen
Risikomanagementsystem wurde weiterentwickelt

Die im Berichtsjahr eingeführte Software unterstützt die Identifikation risikobehafteter Zuliefernder für die weitere Bearbeitung und bezieht dabei weitere Informationen ein, wie zum Beispiel den Grad des Einflusses auf den Lieferanten. Auch die Zuweisung und das Nachhalten von einerseits vorbeugenden Maßnahmen und andererseits Abhilfemaßnahmen gegenüber direkten Zuliefernden und die Umsetzung der Sorgfaltspflichten bei mittelbaren Zulieferern werden über dieses System gesteuert. Die eingesetzte Software basiert auf Technologien der künstlichen Intelligenz und erfüllt die Vorgaben des LkSG.

Zielgerichtetes Maßnahmenportfolio zur Anwendung bei identifizierten Risiken ist implementiert

Wird über das zur Risikoidentifizierung eingeführte System ein spezifisches Risiko bei einem Zuliefernden festgestellt, können geeignete Maßnahmen nach einer definierten Logik basierend auf Risikokategorien ausgewählt werden. Dies erfolgt durch ein zentrales Expertenteam im Einkauf. Gemeinsam mit den verantwortlichen Einkäuferinnen und Einkäufern werden daraufhin Maßnahmen mit dem Lieferanten vereinbart.

Angepasste Einkaufsprozesse sollen die Verankerung von Menschenrechten und Umweltaspekten im Einkaufsprozess stärken

Im Berichtsjahr wurden die Einkaufsprozesse um Aspekte zur nachhaltigen Beschaffung erweitert. So sollen Nachhaltigkeitskriterien bereits zu Beginn des Einkaufsprozesses in die Ausschreibungsspezifikation aufgenommen werden. Hierzu wurde eine Kriterienliste zur praktischen Anwendung erstellt. Das Einbeziehen der Nachhaltigkeitskriterien in die Angebotsbewertung wurde ebenfalls eingeführt.

Anforderungen aus internationalen ESG-Standards und dem LkSG sind in Standardlieferantenvertrag aufgenommen

Die Aufnahme der Verpflichtung zur sozialen und ökologischen Verantwortung in Lieferantenverträgen ist Teil der Zielvereinbarung der Warengruppenverantwortlichen und der Einkaufsverantwortlichen in den Konzerngesellschaften und Zentralfunktionen. Die entsprechenden Standardvertragsklauseln wurden an die Anforderungen des LkSG angepasst und sind in alle neuen Verträge und bei Vertragsanpassungen aufzunehmen.

Supplier Code of Conduct ist überarbeitet

Der Supplier Code of Conduct wurde im Berichtsjahr überarbeitet und beinhaltet unter anderem nun auch die Anforderungen des deutschen LkSG. Er formuliert die Erwartungshaltung der Lufthansa Group gegenüber ihren Lieferanten und ist auf der Internetseite der Lufthansa Group einsehbar.

Neue Schulung sensibilisiert für Menschenrechte

Ein grundlegendes Verständnis über Menschenrechte ist für die Lufthansa Group entscheidend. Daher wurde 2023 ein entsprechendes Onlinetraining entwickelt. Für Mitarbeitende im Einkauf der Lufthansa Group sowie für Mitarbeitende von Zulieferern vermittelt das Training Wissen zu rechtlichen Rahmenbedingungen und internationalen Standards. Zusätzlich zeigt es konkrete Praxisbeispiele zum Erkennen und zur Entschärfung möglicher Menschenrechtsrisiken auf. Bei den Mitarbeitenden der Zulieferer wurde die Schulung je nach Risikoklassifizierung als vorbeugende oder risikomindernde Maßnahme in das Portfolio aufgenommen.

Erweiterte Informationsformate fördern den Wissensaufbau zur sozialen und ökologischen Verantwortung

Im Berichtsjahr wurden bestehende Dialog- und Informationsformate fortgeführt und erweitert, die sich insbesondere an Mitarbeitende aus dem Fachbereich Einkauf richten. Beispielsweise wurde durch den Zentraleinkauf eine wöchentliche Sprechstunde für Mitarbeitende eingerichtet, um Fragen und Themen bezüglich der Umsetzung von Menschenrechten und Umweltaspekten in der Lieferkette der Lufthansa Group beantworten und diskutieren zu können.

Zusätzlich werden im Einkauf branchenübergreifende Dialoge und Wirtschaftsgespräche genutzt, um Erfahrungen und Erkenntnisse zu vertiefen. So nahm die Lufthansa Group 2023 unter anderem an der „Peer Learning Group Menschenrechte“ des UN Global Compact Netzwerk Deutschland und dem econsense Cluster Menschenrechte & Wertschöpfung teil.

Des Weiteren wurden für die einzelnen Warengruppenbereiche und Gesellschaften im Konzern Koordinatoren für die Belange des LkSG ernannt. So wurde ein Netzwerk geschaffen, das sicherstellen soll, dass Maßnahmen zwischen den Zuliefernden und den Einkaufenden direkt besprochen und vereinbart werden können. Die Koordinatoren werden kontinuierlich über Umsetzungsaktivitäten zum LkSG in der Lufthansa Group informiert und dienen als Multiplikatoren gegenüber den Einkaufenden. Für verantwortliche Vertreter der Tochtergesellschaften, deren Einkauf nicht zentral gesteuert wird, wurden verpflichtende Informationsveranstaltungen zum LkSG durchgeführt.

Transparenz über CO2-Emissionen in der direkten Lieferkette unterstützt Möglichkeiten der Emissionsreduzierung zu identifizieren

Im Berichtsjahr wurde eine ausgabenbasierte Berechnung der CO2-Emissionen von direkten Zuliefernden mit Hilfe einer Software durchgeführt. Für ausgewählte Warengruppen wurden ergänzend Emissionen auf Basis von Verbrauchswerten berechnet. Es ist geplant, die Ergebnisse im nächsten Schritt zu analysieren, um Maßnahmen zur Reduzierung von indirekten CO2-Emissionen in der Lieferkette entwickeln zu können.

Leistungsindikator

Die Lufthansa Group wird den Zielsetzungen entsprechend geeignete Indikatoren analysieren und 2024 implementieren.

Lufthansa Group Geschäftsbericht 2023