Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Konzept
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind wesentliche Handlungsfelder
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind seit mehreren Jahrzehnten zentrale Handlungsfelder der Lufthansa Group und werden für alle Gesellschaften konzernweit gesteuert. Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist für den Geschäftserfolg der Lufthansa Group als operativ tätiges Unternehmen von besonderer Bedeutung.
Der Bereich Arbeitssicherheit und der Medizinische Dienst samt Psychosozialer Beratung und Gesundheitsmanagement ist eng mit allen weiteren Geschäftsbereichen der Lufthansa Group vernetzt. Dies stellt eine schnelle Reaktionsfähigkeit sicher und ermöglicht die effektive Erarbeitung von präventiven Konzepten und deren Umsetzung zur langfristigen Mitarbeitergesundheit.
Die Medizinischen Zentren an den Standorten Hamburg, Frankfurt und München bieten in ganzheitlicher Kompetenz arbeits- und flugmedizinische Versorgung, infektions-, tropen- und reisemedizinische Betreuung, Ambulanz- und Notfallversorgung sowie sozialmedizinische Beratung an. Diese werden durch die umfassenden individuellen und kollektiven psychosozialen Angebote ergänzt. Vielfältige innovative Formate sind für Mitarbeitende leicht zugänglich, sodass auch mobil arbeitende Mitarbeitende eine direkte Informations- und Austauschmöglichkeit haben. Länderübergreifend findet quartalsweise der Austausch mit den Medizinischen Diensten von SWISS und Austrian Airlines statt. Die Gesamtabteilung des Medizinischen Dienstes einschließlich der Psychosozialen Beratung und des Bereichs Passenger Medical Care ist gemäß dem Qualitätsmanagementsystem DIN ISO 9001:2015 zertifiziert. Dieses Zertifikat wurde durch externe Auditierung im Sommer 2023 erneuert und fortgeführt. Des Weiteren besteht eine Weiterbildungsermächtigung für die Ausbildung von Fachärztinnen und -ärzten für Arbeitsmedizin.
Infektiologische, impfmedizinische, tropen- und reisemedizinische Fragestellungen sind bei der Lufthansa Group als weltweit agierendem Unternehmen zentraler Bestandteil der medizinischen Arbeit in der kollektiven Prävention, in der individuellen Mitarbeiterversorgung und in der Fachberatung von Gremien, Führungskräften und Vorstand. Weiterhin ist es die Aufgabe des Medizinischen Dienstes, Schutznotwendigkeiten aufgrund von lokalen oder überregionalen Infektionsgefährdungen abzuleiten.
Im Bereich Arbeitssicherheit werden präventive Maßnahmen konsequent umgesetzt, um Unfälle, Gesundheitsbeeinträchtigungen und Berufskrankheiten zu vermeiden. In den Gesellschaften in Deutschland überprüfen die Arbeitssicherheitsexpertinnen und -experten der Lufthansa Group sämtliche Tätigkeiten mit Hilfe von Gefährdungsbeurteilungen und regelmäßigen Sicherheitsbegehungen. Dabei findet die Beurteilung der psychischen Belastungen bei der Arbeit seit vielen Jahren anhand eines von der Universität Heidelberg entwickelten und für die Lufthansa Group adaptierten Verfahrens statt.
Die Sensibilisierung der Führungskräfte hinsichtlich ihrer Verantwortung für den Arbeitsschutz erfolgt mittels konkreter Leitlinien, mit denen sich jede Führungskraft unmittelbar nach ihrer Ernennung befassen muss.
Psychosoziale Beratung bietet Stabilität in schwierigen Situationen
Psychische und psychosoziale Faktoren bestimmen Gesundheit, Sicherheit und Leistungsvermögen am Arbeitsplatz in hohem Maße mit. Psychische Belastungen und Krisen sind Teil des Lebens. Sie lassen sich nicht immer von der beruflichen Rolle trennen. Damit Mitarbeitende in schwierigen Zeiten möglichst rasch wieder in eine Stabilität finden können, bietet die Lufthansa Group schon seit vielen Jahren individuelle Beratung durch interne schweigepflichtige, psychosoziale Beratungsstellen. Neben virtuellen Angeboten finden Mitarbeitende, Führungskräfte und Teams an den Standorten des Bereichs Medical Services & Health Management schnell und vertraulich Hilfe bei beruflichen und privaten Fragestellungen oder Fragen der Zusammenarbeit. In den mit dem externen Hilfesystem und Fachkräften vernetzten Beratungsstellen entwickeln sie gemeinsam mit den Beratenden individuelle und nachhaltige Wege und Lösungsansätze.
Führungskräfte und Mitarbeitende werden bei den Herausforderungen hybrider Arbeitsweisen unterstützt
Die Unterstützung hybriden Arbeitens erfolgt in der Lufthansa Group auf vielfältige Art und Weise. Neben Workshops und Führungskräftetrainings gibt es mehrere Leitfäden zu dem Thema mit einem umfassenden Überblick und Hilfestellungen von der technischen Ausstattung über gesundheitliche Aspekte bis hin zu Führungsthemen gruppenweit Online-Formate zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention zur Verfügung gestellt. Die psychosoziale Beratung bietet ergänzend präventive Informationsmittel in Form von Newslettern oder Podcasts zu psychosozialen Themen an.
Gesundheitsfördernde Angebote sind etabliert
Das Gesundheitsmanagement der Lufthansa Group zielt darauf ab, Rahmenbedingungen gesundheitsfördernd zu gestalten, die Unternehmenskultur nachhaltig positiv zu beeinflussen sowie Mitarbeitende und Führungskräfte bei einem gesundheitsfördernden Lebensstil zu unterstützen und zu stärken.
Über die Gesundheitsmanagerinnen und -manager in den einzelnen Konzerngesellschaften können zielgruppenspezifische Bedarfe identifiziert und Angebote implementiert werden. Konzernübergreifende Interventionen und die strategische Entwicklung des Gesundheitsmanagements werden durch das Lufthansa Group Health Management gesteuert.
Die Gesundheitsmanagerinnen und -manager und Führungskräfte haben Zugriff auf einen umfassenden Angebotskatalog, um zu den Berichtsergebnissen passende Gesundheitsförderungsangebote auf Teamebene oder Ebene der Konzerngesellschaft durchzuführen. Ergänzend stehen den Mitarbeitenden eine Vielzahl an Individualmaßnahmen zur Verfügung, um die persönliche Gesundheit zu stärken.
Organisatorische Verankerung und Verantwortlichkeiten
Das Themenfeld Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz wird gemeinschaftlich von den Bereichen Occupational Safety und Medical Services & Health Management gestaltet. Beide Bereiche sind in der Tochtergesellschaft Lufthansa Group Business Services (LGBS) angesiedelt, die die wichtigsten HR-Services für die Lufthansa Group erbringt. Die Geschäftsführung der LGBS ist Mitglied des HR Committee und berichtet an das Vorstandsmitglied „Personal & Infrastruktur“. Für den Bereich Arbeitssicherheit hat der Konzernvorstand eine weltweit gültige Richtlinie erlassen, die die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Beteiligten regelt. Das zentrale Steuerungsgremium für alle arbeitssicherheitsrelevanten Fragestellungen in der Lufthansa Group ist das Occupational Safety Committee, das konzernweit alle Aspekte in Bezug auf die Arbeitssicherheit bündelt und deren Umsetzung begleitet. Dort verabschiedete Mindeststandards sind für die gesamte Lufthansa Group weltweit verbindlich. Eine Anbindung in den einzelnen Gesellschaften erfolgt über dort angesiedelte Arbeitssicherheitskoordinatorinnen und -koordinatoren. Die in Deutschland gesetzlich geforderten Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind für den überwiegenden Teil der Gesellschaften der Lufthansa Group dem Bereich Occupational Safety zentral zugeordnet. Die übrigen Gesellschaften in Deutschland und weltweit verantworten die Bereitstellung der notwendigen Fachkräfte je nach den lokalen Gesetzen selbst. Die Teilnahme an Arbeits- und Gesundheitsausschüssen sorgt für eine enge Vernetzung mit den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbelangen, in denen der Medizinische Dienst und die Konzern-Arbeitssicherheit objektiv und fachlich unabhängig beraten.
Ziele
Mitarbeitergesundheit und Vermeidung von Arbeitsunfällen bleiben oberste Ziele des Bereichs
Zentrale Aufgabe des Bereichs Medical Services & Health Management ist es, die Gesundheit und die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden der Lufthansa Group durch die angebotenen Leistungen zu erhalten und zu verbessern und damit die Geschäftstätigkeit sowie einen zuverlässigen Flugbetrieb zu unterstützen. Die Arbeitssicherheit hat weiterhin das Ziel, Arbeitsunfälle und berufsbedingte Erkrankungen durch präventives Handeln zu vermeiden und, sofern sie dennoch vorkommen, aus ihnen die nötigen Schlüsse zu ziehen, um Wiederholungen bestmöglich abzuwenden.
Zielsetzung des Medizinischen Dienstes ist es, dem Anspruch gerecht zu werden, ein Instrument der sozialen Fürsorge des Unternehmens für die Mitarbeitenden zu sein. Dieses Ziel beinhaltet die positive Integration von Mitarbeitenden mit gesundheitlichen Einschränkungen und Behinderungen in den Arbeitsprozess und schließt Maßnahmen der Entwicklung einer gesundheitsfördernden Unternehmenskultur als integrales Ziel ein.
Maßnahmen
Verstärkung der medizinischen Dienste durch neue Fachkräfte wird fortgeführt
Im Berichtsjahr wurden weiterhin neue Fachkräfte eingestellt, um den genannten Zielen und dem erhöhten Bedarf gerecht zu werden. Neben einem kurz- bis mittelfristig erhöhten Bedarf an Einstellungsuntersuchungen bis ins Jahr 2024 führen in den kommenden Jahren auch die flugmedizinischen und arbeitsmedizinischen Folgebetreuungen zu einem erhöhten Personalbedarf. Dies hatte eine Aufstockung von 15 Vollzeitstellen im arbeits- und flugmedizinischen Bereich (16,3 % der Gesamtstellen) im Jahr 2023 im Vergleich zum Jahresende 2022 zur Folge.
Die Anforderungen in Bezug auf ein infektiologisches Risikomanagement und eine entsprechende Beobachtung und Bewertung der Weltseuchenlage sind deutlich gestiegen. Hierzu wurde im Berichtsjahr ein Überwachungssystem etabliert, das kontinuierlich verschiedene epidemiologische Datenerhebungen auswertet und bei Bedarf entsprechende Eindämmungsmaßnahmen bezogen auf Mitarbeitende und Kundinnen und Kunden anstößt.
Präventive Impfaktionen werden durchgeführt
Die Lufthansa Group bietet ihren Mitarbeitenden an, sich zum Schutz vor einer schweren Grippeerkrankung impfen zu lassen. Im Berichtsjahr wurden vom Medizinischen Dienst 4.395 Impfungen verabreicht.
Prozesse zur Transparenzschaffung und standardisierte Pflichttrainings zur Arbeitssicherheit sind etabliert
Die im Vorjahr im Bereich Arbeitssicherheit entwickelten Trainings wurden 2023 inhaltlich weiterentwickelt und sind zur verpflichtenden jährlichen Teilnahme für Mitarbeitende in administrativen Bereichen in Deutschland vorgesehen. Die gesellschaftsübergreifende Verantwortung für die Trainings durch den Bereich Arbeitssicherheit ermöglicht neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung und einheitlichen Unterweisungsstandards auch das zentrale Monitoring der Durchführung.
Um den Stand der Arbeitssicherheit in der Lufthansa Group zu evaluieren, werden Befragungen durch eine Selbstauskunft und regelmäßige Audits vor Ort durch externe Prüfer durchgeführt. Die 2022 dazu gestarteten Pilotprojekte in Nordamerika wurden im Berichtsjahr abgeschlossen. Basierend auf den erlangten Erkenntnissen wurden risikobasierte Maßnahmenpläne abgeleitet, die sich in Umsetzung befinden. Für die regelmäßige Durchführung der Audits vor Ort und zur Beratung der auditierten Gesellschaften wurde im Berichtsjahr begonnen, mit einer weltweit agierenden Auditgesellschaft einen Rahmenvertrag zu verhandeln.
Um die Transparenz hinsichtlich arbeitsbedingter Verletzungen in den verschiedenen Bereichen der Lufthansa Group zu verbessern, wurde im Berichtsjahr die bereits in Deutschland etablierte Erfassung um weitere Gesellschaften im Ausland ausgeweitet.
Leistungsindikatoren
Gesundheitsindex als zentrale Kennzahl für die Gesundheit der Mitarbeitenden verbessert sich leicht
Im Berichtsjahr wurde erneut ein Gesundheitsindex als Teil der Mitarbeiterbefragung „involve me!“ erhoben. Der Wert verbesserte sich leicht auf 2,32 im Vergleich zum Vorjahreswert von 2,42. Das Ergebnis wird auf einer Skala von 1 (bester Wert) bis 5 (niedrigster Wert) dargestellt.
Unfallzahlen ermöglichen Wirksamkeitskontrolle
Die Unfallzahlen im Jahr 2023 schließen alle Gesellschaften ein, die in Deutschland bei der Berufsgenossenschaft Verkehr versichert sind und insgesamt 88 % der Mitarbeitenden der Lufthansa Group weltweit beziehungsweise 94 % der Mitarbeitenden in Deutschland beschäftigten. Zusätzlich wurden im Vergleich zu 2022 noch SWISS, Austrian Airlines und der Großteil der internationalen Produktionsbetriebe der Lufthansa Technik Gruppe berücksichtigt.
Bezogen auf 1 Mio. Arbeitsstunden ergaben sich im Berichtsjahr zunächst 7,8 arbeitsbedingte Verletzungen. Durch einen erst nach Berichtslegung stattfindenden Abgleich der Daten mit der Berufsgenossenschaft ist die für 2023 ermittelte Kennzahl vorläufig. In die Berechnung dieser Kennzahl fließen alle Ereignisse ein, die eine Ausfallzeit von mindestens einem Kalendertag zur Folge hatten. Im Vergleich dazu betrug das Unfallgeschehen aller bei der Berufsgenossenschaft Verkehr versicherten Unternehmen im Jahr 2022 25,4 Unfälle je 1 Mio. Arbeitsstunden, wobei hier nur die Unfälle berücksichtigt werden, die mindestens drei Tage Ausfallzeit verursacht haben.