Geschäftsfeld Technik

T041 KENNZAHLEN TECHNIK
      2023 2022 Veränderung in %
           
Umsatz Mio. € 6.547 5.550 18
davon mit
Gesellschaften der
Lufthansa Group
Mio. € 2.158 1.546 40
Operative Erträge Mio. € 7.028 5.951 18
Operative Aufwendungen Mio. € 6.383 5.383 19
Adjusted EBITDA1) Mio. € 785 732 7
Adjusted EBIT1) Mio. € 628 554 13
EBIT1) Mio. € 628 498 26
Adjusted EBIT-Marge1) % 9,6 10,0 -0,4 P.
Adjusted ROCE1) % 12,0 11,4 0,6 P.
Segmentinvestitionen Mio. € 137 99 38
Mitarbeitende zum 31.12. Anzahl 22.870 20.411 12
Mitarbeitende im
Jahresdurchschnitt
Anzahl 21.925 20.116 9
Vollkonsolidierte
Gesellschaften
Anzahl 25 25
           
1) Der Ausweis des Beteiligungsergebnisses des assoziierten Unternehmens "Ameco" erfolgt aufgrund der geänderten Zuständigkeit in der Konzern-Steuerung im Bereich Weitere Gesellschaften und Konzernfunktionen; die Vorjahreszahlen wurden entsprechend angepasst.
Geschäftstätigkeit
Lufthansa Technik ist weltweit führender MRO-Anbieter

Lufthansa Technik ist der weltweit führende herstellerunabhängige Anbieter von Wartungs-, Reparatur- und Überholungsleistungen (Maintenance, Repair & Overhaul – MRO) für zivile, kommerziell betriebene Flugzeuge. Zur Lufthansa Technik-Gruppe gehören weltweit 30 Betriebe, die luftfahrttechnische Dienstleistungen anbieten. Das Unternehmen ist direkt und indirekt an 64 Gesellschaften beteiligt. Die Lufthansa Technik AG betreut weltweit mehr als 800 Kunden, darunter neben Airlines auch Hersteller, Flugzeug-Leasinggesellschaften, VIP-Jet-Betreiber, Regierungen und Streitkräfte. Dabei wird rund ein Drittel des Geschäfts mit Gesellschaften der Lufthansa Group und zwei Drittel mit Kunden außerhalb der Lufthansa Group erzielt.

Geschäftsverlauf und operative Entwicklung
Hohe Nachfrage nach MRO-Leistungen und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit sorgen erneut für Rekordergebnis

Lufthansa Technik verzeichnete im Berichtsjahr erneut einen äußerst positiven Geschäftsverlauf. Die starke Nachfrage nach Flugreisen führte zu einer weiter gestiegenen Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturleistungen sowie weiteren Produkten von Lufthansa Technik, was sich wiederum positiv auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung auswirkte. Trotz angespannter Lieferketten, steigender Material- und Lohnkosten und der leichten Abwertung des US-Dollars erzielte Lufthansa Technik erneut ein Rekordjahresergebnis. Hierbei zeigten die während der Corona-Krise initiierten Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Wirkung. Das dafür maßgebliche Zukunftsprogramm „RISE“, das auch eine umfangreiche Reorganisation des Unternehmens beinhaltete, konnte nach drei Jahren Laufzeit abgeschlossen werden. Ziel von „RISE“ war es sicherzustellen, dass die Lufthansa Technik kundenorientierter, transparenter, schlanker und schneller wird.

Lufthansa Technik startet Wachstumsprogramm „Ambition 2030“

Ende November 2023 hat der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG entschieden, die Pläne für den Verkauf eines Minderheitsanteils an der Lufthansa Technik nicht weiterzuverfolgen.

Stattdessen legt Lufthansa Technik mit „Ambition 2030“ ein ambitioniertes Wachstumsprogramm auf, um ihre weltweit führende Position in der technischen Betreuung von Flugzeugflotten auch ohne die Beteiligung eines weiteren Gesellschafters auszubauen. Insbesondere im Triebwerksbereich erwartet das Unternehmen eine dauerhaft erhöhte Nachfrage nach Reparatur- und Überholungsleistungen. Neben der steigenden Zahl älterer Triebwerke im globalen Flugbetrieb trägt dazu die höhere Wartungsintensität neu entwickelter Triebwerke bei.

Das Programm „Ambition 2030“ sieht für die kommenden Jahre umfassende Investitionen in den Ausbau des Kerngeschäfts, die Erweiterung von Standorten und der internationalen Präsenz, potenziell auch durch Unternehmenszukäufe, sowie den Ausbau digitaler Geschäftsmodelle vor.

Rekrutierung neuer Fachkräfte im Fokus

Der hohe Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal hielt im Berichtsjahr sowohl in operativen als auch in administrativen Bereichen an. Lufthansa Technik begegnet diesem Bedarf mit unterschiedlichen nationalen und internationalen Recruiting-Maßnahmen. Das Unternehmen geht dabei auch neue Wege. So startete im Berichtsjahr das Programm „Senior Experts“, mit dem explizit Menschen im Rentenalter angesprochen werden, die zuvor bei Lufthansa Technik oder anderen Unternehmen tätig waren und nach dem regulären Ende ihrer Berufslaufbahn weiter ihre Expertise einbringen möchten.

Um dem hohen Fachkräftebedarf gerecht zu werden, qualifiziert Lufthansa Technik zudem verstärkt Menschen mit einer technischen oder handwerklichen Berufsausbildung weiter und investiert dafür unter anderem in ein entsprechendes Trainingszentrum in Hamburg. Mit dem Programm „Women@LHT“ sollen die Vielfalt im Betriebsumfeld gestärkt und mehr Frauen für Lufthansa Technik begeistert werden. Auch Auszubildende werden weiterhin in großem Umfang eingestellt. Allein an den deutschen Standorten starteten im Berichtsjahr mehr als 220 Nachwuchskräfte.

Oberflächentechnologie AeroSHARK sorgt für Einsparung von CO2-Emissionen

Lufthansa Technik möchte mit Technologien zum nachhaltigeren Fliegen die Zukunft gestalten. Die gemeinsam mit BASF entwickelte kraftstoffsparende Oberflächentechnologie „AeroSHARK“ imitiert gezielt die Eigenschaften der besonders strömungsgünstigen Haifischhaut und optimiert so die Aerodynamik an relevanten Stellen des Flugzeugs, wodurch weniger Treibstoff benötigt wird. Im Berichtsjahr wurde der Roll-out der Haifischhaut-Technologie bei den Erstkunden Lufthansa Cargo und SWISS vorangetrieben. Mittlerweile sind 15 Flugzeuge vom Typ Boeing 777 beziehungsweise B777F mit „AeroSHARK“ ausgestattet.

Erforschung nachhaltiger Antriebe vorantreiben

Mit dem Hydrogen Aviation Lab nimmt Hamburgs neues Reallabor zur Erprobung von Wartungs- und Bodenprozessen zukünftiger wasserstoffbetriebener Flugzeuge Gestalt an. Ein früherer Lufthansa Airlines Airbus A320 wird in einem Gemeinschaftsprojekt mit Partnern umgebaut, um den sicheren Umgang mit einem potenziellen Energieträger der zukünftigen Luftfahrt schon frühzeitig und realitätsnah zu erforschen. Seit dem vierten Quartal 2023 erfolgt die schrittweise Integration und Inbetriebnahme der dafür notwendigen Komponenten.

Vielzahl neuer Verträge sichern Geschäft für die Zukunft

Zum Ende des Geschäftsjahres 2023 betreute die Lufthansa Technik AG rund 4.600 Flugzeuge im Rahmen von langfristigen Komponentenverträgen (8 % mehr als im Vorjahr). Im Laufe des Jahres konnten in der Lufthansa Technik Gruppe 27 neue Kunden gewonnen und rund 1.000 neue Verträge mit einem Vertragsvolumen von 8,0 Mrd. EUR, davon 3,1 Mrd. EUR mit Gesellschaften der Lufthansa Group, abgeschlossen werden.

Unter anderem wurden neue langfristige Verträge für die Komponentenversorgung mit mehreren Airlines unterzeichnet. So konnte beispielsweise eine erstmalige Vereinbarung zwischen Hawaiian Airlines und Lufthansa Technik über die Komponentenversorgung für die Airbus A330ceo- und A321neo-Flotten der Fluggesellschaft getroffen werden. Insgesamt umfasst die Vereinbarung die Ersatzteilversorgung für bis zu 52 Flugzeuge in den nächsten sieben Jahren. Mit der neu unterzeichneten Vereinbarung baut Lufthansa Technik ihren Marktanteil im Bereich der MRO-Services für Airbus-Flugzeuge in den Vereinigten Staaten weiter aus.

Ebenfalls ausgebaut wurde die Zusammenarbeit von Lufthansa Technik mit Emirates im Bereich des Airbus A380, bei dem die in Dubai beheimatete Fluggesellschaft der mit Abstand größte Betreiber ist. Im Rahmen einer Vereinbarung wird Lufthansa Technik die Hauptfahrwerke der A380 von Emirates überholen. Weitere Verträge beinhalten Leistungen im Bereich der Flugzeugüberholung. Bis Oktober 2026 werden weitere 23 Emirates-A380 bei Lufthansa Technik Philippines in Manila überholt.

Ihre führende Rolle in der Triebwerkswartung bewies Lufthansa Technik mit der ersten Überholung eines LEAP-1B-Motors, dem Antrieb der Boeing 737 MAX. Als erster unabhängiger MRO-Anbieter weltweit hatte Lufthansa Technik eine Service-Vereinbarung für die beiden Triebwerke LEAP-1A (Airbus A320neo) und LEAP-1B (Boeing 737 MAX) geschlossen und sich damit Zugang zu den Zukunftsflotten gesichert.

Digitalisierung schreitet voran

Lufthansa Technik gestaltet die digitale Transformation im technischen Betrieb von Flugzeugen mit seinem „Digital Tech Ops Ecosystem“ maßgeblich mit. Dieses besteht aus AVIATAR als Plattform für datenbasierte Analytics Solutions, flydocs als Digital Records & Asset Solution und der Swiss Aviation Software AG als Weltmarktführerin im Bereich Maintenance & Engineering-/MRO-Software mit ihrem Produkt AMOS. Zum Ende des Berichtsjahres waren bereits die Daten von rund 3.300 Flugzeugen, 23 % mehr als im Vorjahr, an die Plattform AVIATAR angebunden.

Mit der Initiative „Digitize the Core“ wird die Digitalisierung auch im Unternehmen vorangetrieben. Mit Hilfe digitaler Technologien sollen die Geschäftsprozesse und Abläufe effizienter werden.

Das zur Lufthansa Technik Gruppe zählende IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen Lufthansa Industry Solutions konnte im Berichtsjahr einen Rekordumsatz verzeichnen. Das Unternehmen entwickelt innovative Lösungen für mehr als 300 Kunden unter anderem aus Luftfahrt, Industrie, Logistik und Transport. Im Geschäftsjahr 2023 wurden insbesondere Services zu KI, Process Mining sowie Nachhaltigkeitsmanagement ausgebaut. So wurde das ESG-Tool „EPACTO“ entwickelt, mit dem CO2-Emissionen berechnet und analysiert werden können.

Geschäftsbereich „Defense“ wird ausgebaut

Neben klassischen MRO-Leistungen und digitalen Services für zivile und kommerzielle Luftfahrzeugbetreiber treibt Lufthansa Technik den Ausbau des neuen Geschäftsbereichs „Defense“ voran. So wird das Unternehmen seine Kompetenzen auch bei der Betreuung des neuen F-35-Kampfjets der Deutschen Luftwaffe einbringen. Hier ist Lufthansa Technik für die Wartung und Instandhaltung mitverantwortlich.

Lufthansa Technik ist zudem wichtiger Partner für das Pegasus-Projekt, die Aufklärungsflugzeuge der Luftwaffe. Im Jahr 2023 wurde ein Vertrag unterzeichnet, der den Einstieg in die Betreuung der neuen Seefernaufklärer bedeutet. Zudem ist das Unternehmen Partner im Industrieteam von Boeing für die Betreuung des neuen schweren Transporthubschraubers Chinook der Luftwaffe. Die Flugzeuge der Flugbereitschaft betreut Lufthansa Technik schon seit mehr als 60 Jahren. Im Berichtsjahr lieferte Lufthansa Technik mit der „Theodor Heuss“ das dritte neue Regierungsflugzeug vom Typ Airbus A350 aus.

Finanzielle Entwicklung
Umsatz steigt gegenüber Vorjahr um 18 %

Im Geschäftsjahr 2023 erhöhten sich die Umsatzerlöse im Geschäftsfeld Technik um 18 % auf 6.547 Mio. EUR (Vorjahr: 5.550 Mio. EUR). Dabei profitierte Lufthansa Technik vom Anstieg der Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturleistungen infolge der steigenden Zahl von Flugreisen.

Sowohl die konzerninternen als auch die -externen Erlöse konnten gegenüber Vorjahr gesteigert werden. Die Entwicklung wurde insbesondere durch die MRO-Bereiche Engine Services und Aircraft Component Services getrieben. Die operativen Erträge stiegen um 18 % auf 7.028 Mio. EUR (Vorjahr: 5.951 Mio. EUR).

Aufwendungen wachsen gegenüber Vorjahr um 19 %

Die operativen Aufwendungen erhöhten sich im Berichtsjahr um 19 % auf 6.383 Mio. EUR (Vorjahr: 5.383 Mio. EUR).

Der Materialaufwand stieg mengen- und preisbedingt um 25 % auf 3.844 Mio. EUR (Vorjahr: 3.066 Mio. EUR). Ausschlaggebend hierfür war die positive Geschäftsentwicklung, die einen Anstieg sowohl im Materialverbrauch als auch der Fremdleistungen zur Folge hatte.

Der Personalaufwand lag mit 1.559 Mio. EUR um 13 % über Vorjahr (Vorjahr: 1.379 Mio. EUR), primär bedingt durch den Anstieg der durchschnittlichen Anzahl der Mitarbeitenden sowie Tarif- und Gehaltssteigerungen.

Die planmäßigen Abschreibungen sanken um 12 % auf 157 Mio. EUR (Vorjahr: 178 Mio. EUR).

T042 AUFWENDUNGEN TECHNIK
    2023 2022 Veränderung
    in Mio. € in Mio. € in %
         
Materialaufwand 3.844 3.066 25
davon Roh-, Hilfs-
und Betriebsstoffe
2.188 1.806 21
davon Aufwendungen für
bezogene Leistungen
1.656 1.260 31
Personalaufwand1) 1.559 1.379 13
Abschreibungen2) 157 178 -12
Sonstiger operativer Aufwand3) 823 760 8
Summe operative
Aufwendungen
6.383 5.383 19
         
1) Ohne nachzuverrechnenden Dienstzeitaufwand/Planabgeltung.
2) Ohne außerplanmäßige Abschreibung.
3) Ohne Buchverluste.
Adjusted EBIT mit 628 Mio. EUR erneut auf Rekordniveau

Das Adjusted EBIT verbesserte sich im Berichtsjahr um 13 % auf 628 Mio. EUR (Vorjahr: 554 Mio. EUR) und lag damit erneut auf Rekordniveau. Die Adjusted EBIT-Marge ging um 0,4 Prozentpunkte auf 9,6 % zurück (Vorjahr: 10,0 %).

Das EBIT lag ebenfalls bei 628 Mio. EUR (Vorjahr: 498 Mio. EUR). Der Vorjahreswert war durch Wertminderungen infolge der Einstellung des Russlandgeschäfts belastet.

Segmentinvestitionen steigen um 38 %

Die Segmentinvestitionen im Geschäftsfeld Technik legten um 38 % auf 137 Mio. EUR (Vorjahr: 99 Mio. EUR) zu. Die Investitionen bezogen sich im Wesentlichen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagevermögen.

Anzahl der Mitarbeitenden wächst um 12 %

Die Anzahl der Mitarbeitenden zum Jahresende stieg gegenüber Vorjahr um 12 % auf 22.870 (Vorjahr: 20.411). Der Anstieg resultiert aus dem Personalaufbau infolge des größeren Geschäftsvolumens.

Lufthansa Group Geschäftsbericht 2023