Risiken in der Einzelbetrachtung

In der unten stehenden Tabelle sind die Top-Risiken der Lufthansa Group dargestellt. Diese umfassen alle quantitativen A- und B-Risiken sowie qualitative Risiken mit einer Bewertung von mindestens „wesentlich“ und „hoch“ in der Reihenfolge ihrer Bedeutung. Ausführliche Erläuterungen finden sich in den folgenden Abschnitten.

T050 Top-Risiken Lufthansa Group1)
               
Quantitative Risiken Bedeutungsgrad Ausprägungsform Veränderung zum Vorjahr
Treibstoffpreisänderungen kritisch sehr hoch
Erlösrisiken kritisch sehr hoch
Risiko der Nichterreichung der Kostensenkungsziele kritisch sehr hoch
Risiko durch Materialprobleme in Pratt & Whitney Triebwerken der Airbus A320neo-Flotte Kritisch sehr hoch neu
Cyber- und IT-Risiken kritisch hoch
Krisen, Krieg, politische Unruhen, Terroranschlag oder Naturkatastrophen kritisch hoch
Verstöße gegen Compliance Anforderungen und Datenschutzvorschriften kritisch mittel
Risiken aus Unregelmäßigkeiten im Flugbetrieb (inkl. Reputation) wesentlich sehr hoch
Wechselkursänderungen wesentlich sehr hoch
Qualitative Risiken      
Pandemische Erkrankungen kritisch mittel
Flugbetriebsrisiken (mit Risiken der Informationssicherheit) kritisch gering
Regulative Risiken, die aus dem Klimawandel resultieren wesentlich sehr hoch
Personalrisiken wesentlich sehr hoch
Lieferantenrisiko2) wesentlich hoch
Strategische Flottendimensionierung wesentlich hoch
Verschärfung der Lärmgesetzgebung wesentlich hoch
Risiken im Geschäftsfeld Lufthansa Technik3) kritisch sehr hoch
               
1) Im Vergleich zum Jahr 2022 zählen die Risiken „Kursverluste aus Kapitalanlagen beim Pensionsvermögen“, „Kontrahentenrisiko“ und „Digitale Transformation - Markteintritt neuer Wettbewerber (Lufthansa Technik)“ im Jahr 2023 nicht mehr zu den Top-Risiken, da deren Bedeutungsgrad nicht mehr als kritisch oder wesentlich bewertet wurde.
2) Das „Lieferantenrisiko“ wurde von quantitativ in qualitativ umgegliedert.
3) Risikobewertung auf Geschäftsfeldebene.
Gesamtwirtschaftliche Risiken
Unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Prognose der Lufthansa Group für das Jahr 2024 basiert auf der Erwartung, dass die künftigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie Branchenentwicklungen der Darstellung im ↗ Prognosebericht, entsprechen. Sollte sich die Weltwirtschaft schlechter als prognostiziert entwickeln, wird dies die Geschäftsentwicklung der Lufthansa Group voraussichtlich negativ beeinflussen.

Risiken mit potenzieller Auswirkung auf das weltweite Wachstum und damit den Absatz der Lufthansa Group entstehen insbesondere aus dem weiteren Verlauf des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, dem Nahostkonflikt, einer möglichen weltweiten Rezession, einer längerfristig hohen Inflation, dem Energiewandel hin zu erneuerbaren Energien und den damit verbundenen staatlichen Auflagen.

Krisen, Kriege, politische Unruhen und Naturkatastrophen

Die Sicherheitslage aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, die sich weiter verschlechternde, kritische Sicherheitslage in Nahost sowie Nord-, West- und Subsahara-Afrika sowie das latente Risiko terroristischer Eingriffe in den Luftverkehr und dessen Infrastruktur auch in Europa und Deutschland können konkrete Auswirkungen auf Geschäftsaktivitäten sowie die Sicherheit von Flugbetrieb, Kundinnen und Kunden und Mitarbeitenden der Lufthansa Group haben.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und dadurch ausgelöste Sanktionen, inklusive eventueller Gegenmaßnahmen, haben Auswirkungen auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und bewirken einen weiteren Anstieg der Preise wichtiger Energieträger wie Öl und Gas sowie anderer Ressourcen. Eine Destabilisierung der Region sowie anhaltende Spannungen zwischen Russland und den Staaten der NATO beziehungsweise der EU können auch mittel- und langfristig zu Belastungen führen.

Die Eskalation des Nahostkonflikts stellt eine neue Dimension in der Region dar, die Auswirkungen auf die Sicherheitslage in der ganzen Welt hat.

Besondere Herausforderungen sind die Zunahme von Anfeindungen und Angriffen sowie gewaltsamen Protesten ebenso wie die zunehmenden internationalen politischen Spannungen.

Nur durch ein kontinuierliches und proaktives Risikomanagement der Lufthansa Group kann die Durchführung sicherer Flüge, unter Berücksichtigung der hohen Ansprüche an die Sicherheit aller Beteiligten, weiterhin ermöglicht werden.

Potenzieller finanzieller Schaden kann durch Primäreffekte wie den Ausfall einzelner Zielgebiete, aber auch durch signifikante Sekundäreffekte wie einen Passagierrückgang, höhere Versicherungsprämien, Mehraufwand für Treibstoff wegen Luftraumsperrungen, höhere Kosten durch Verknappung der Energie- und Rohstoffversorgung oder höhere gesetzliche Sicherheitsanforderungen entstehen.

Eine mögliche weitere Eskalation des Nahostkonflikts wie auch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine könnte Auswirkungen auf den Versicherungsschutz von Fluggesellschaften weltweit haben. Insbesondere droht der sofortige Ausschluss des Versicherungsschutzes bei direkten Kriegshandlungen zwischen Beteiligten der Staaten Russland, USA, China, Großbritannien und Frankreich sowie auch bei den Bündnisfall auslösenden Ereignissen nach Art. 5 des NATO-Vertrags. Um diesem Risiko zu begegnen und um die Fortführung der Flugbetriebe sicherzustellen, sind die Gesellschaften der Lufthansa Group in Gesprächen mit den Regierungen und Luftfahrtbehörden in den jeweiligen Heimatmärkten.

Der zivile Luftverkehr bleibt aufgrund seiner hohen Symbolwirkung weiterhin potenzielles Ziel terroristischer Aktionen. Zudem besteht ein aufgrund geopolitischer Entwicklungen steigendes Risiko von Sabotageakten im Bereich Verkehrsinfrastruktur und Kritische Infrastruktur (KRITIS) durch staatlich gesteuerte oder unterstützte Akteure. Militärisch ausgetragene Konflikte zwischen Staaten stellen ein hohes Risiko dar, insbesondere wenn diese kurzfristig und außerhalb klar umrissener Grenzen stattfinden. Aufgrund der Bedrohung durch Flugabwehrsysteme, insbesondere durch nichtstaatliche Akteure, sowie steigende Militäraktivitäten erfordern Flüge über Krisengebiete weiterhin umfassende Maßnahmen zur Risikobewertung und -steuerung. Die Anforderungen an die Sicherheitsorganisationen international operierender Unternehmen steigen stetig angesichts des politischen Umfelds und fortlaufend neuer technischer Entwicklungen. In diesem Kontext sind die verstärkte Verfügbarkeit und Nutzung von unbemannten und zum Teil bewaffneten Luftfahrtsystemen (Drohnen) sowie die sich daraus ergebenden vielfältigen Herausforderungen besonders hervorzuheben. Zunehmende Sicherheitsauflagen infolge erhöhter Gefährdungen, aber auch Verschärfungen der weltweiten Einreisebestimmungen für Passagiere können zu weiteren Einschränkungen im internationalen Luftverkehr und damit zu Belastungen der Luftverkehrswirtschaft führen. Neben einer Verschärfung beziehungsweise Beschleunigung bereits bestehender Konflikte wächst gleichzeitig der Druck auf interne Ressourcen und etablierte Konfliktlösungsmechanismen.

Zur Risikoanalyse, -überwachung und -steuerung betreibt die Lufthansa Group ein ganzheitliches Monitoring der weltweiten Sicherheitslage und aktueller Entwicklungen, die Auswirkungen auf die Lufthansa Group haben können. Dies beinhaltet ebenfalls Naturereignisse, die hohe Anforderungen an unsere Mitarbeitenden und die Organisation des Flugbetriebs stellen können. Die Lufthansa Group erstellt fortlaufend umfassende Sicherheitsanalysen und entwickelt diese stetig weiter, um Entwicklungen bereits im Vorfeld einzuschätzen und Präventivszenarien für den Fall etwaiger Beeinträchtigungen zu entwerfen. Hierbei kann auf ein umfangreiches Netzwerk aus nationalen und internationalen Sicherheitsbehörden und auf Sicherheit spezialisierten Beratungsunternehmen zurückgegriffen werden. Notwendige Sicherheitsmaßnahmen richten sich dabei nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen eines Schadensereignisses.

Für die Bewertung sicherheitsrelevanter Ereignisse im Kontext regionaler Rahmenbedingungen wird ein Qualitätsmanagementsystem genutzt, das der kontinuierlichen Bewertung lokaler Sicherheitsverfahren für den laufenden Betrieb und bei Neuanflügen dient. Im Rahmen risikobasierter Audits werden diese Standorte regelmäßig auf Luftsicherheits- und Länderrisiken vor Ort überprüft, um die Konformität mit nationalen, europäischen und internationalen Luftsicherheitsgesetzen sowie den internen Sicherheitsstandards der Lufthansa Group zu gewährleisten. Falls notwendig, werden Defizite durch Zusatzmaßnahmen kompensiert, die alle relevanten Funktionsbereiche betreffen können. Zudem werden die Art der Wahrnehmung Deutschlands beziehungsweise der Schweiz, Österreichs, Belgiens oder der Europäischen Union in bestimmten Regionen der Welt sowie das Profil der Lufthansa Group im Vergleich zu anderen, besonders gefährdeten westlichen Luftfahrtunternehmen in der Auswahl von Infrastruktur und Prozessen im Ausland berücksichtigt.

Pandemien und Epidemien

Das Risiko für Pandemien und Epidemien steigt unter anderem aufgrund von zunehmender Urbanisierung, dem Klimawandel und Migrationsbewegungen an. Durch epidemische, pandemische oder sonstige Ausbreitungsmuster wie Bioterrorismus drohen hohe Krankheitsraten in verschiedenen Ländern, Regionen oder Kontinenten. Dies kann kurz-, mittel- und langfristig dazu führen, dass das Fluggastaufkommen im Luftverkehr aus Angst vor Ansteckung drastisch sinkt, wie im Jahr 2020 aufgrund der pandemischen Ausbreitung des Coronavirus in dramatischer Ausprägung erkennbar war. Ferner ist es möglich, dass Mitarbeitende aus Angst vor einer Ansteckung nicht bereit sind, in betroffene Länder zu fliegen und dass Mitarbeitende vor Ort diese Länder verlassen wollen. Durch hohe Krankheitsraten der Mitarbeitenden kann der operative Betrieb gefährdet sein. Ebenso können behördliche Reiserestriktionen aus Angst vor der Einschleppung von Krankheitserregern zu operativen Einschränkungen führen.

Die Lufthansa Group prüft permanent Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des amerikanischen und europäischen Centers of Disease Control, des deutschen Robert Koch-Instituts und weiterer Institutionen, um epidemische oder pandemische Gefährdungen bestmöglich frühzeitig aufdecken zu können. Eigene, infektiologisch und epidemiologisch geschulte Mitarbeitende nutzen hierzu die verschiedenen Frühwarnsysteme. Mitarbeitende werden intensiv informiert, Risikogruppen erhalten persönliche Schutzausrüstung und in der gesamten Lufthansa Group werden jährlich präventive Impfkampagnen gegen Influenza angeboten. Fluggäste werden durch ein situationsangepasstes Schutzkonzept, das auf dem Pandemieplan der Lufthansa Group basiert, bestmöglich vor Ansteckung bewahrt.

Die gesundheitliche Gefährdung durch das Coronavirus für die Kundinnen und Kunden und Mitarbeitenden der Lufthansa Group ist mittlerweile durch die zunehmende Bevölkerungsimmunität deutlich reduziert worden. Die Weiterentwicklung des Virus im letzten Jahr ergab keinen Anlass zur Besorgnis, die evolutiven Sprünge des Virus sind seit der Entwicklung von Omikron kleiner geworden.

Prinzipiell besteht jedoch auch weiterhin ein Risiko für das Auftreten von neuen Virusvarianten, die unserem Immunsystem ausweichen können. Generell geht das höchste Risiko für kommende Pandemien von Atemwegserregern wie zum Beispiel der Influenza oder den Coronaviren aus.

Branchenspezifische Risiken
Markt- und Wettbewerbsentwicklung

Das Wachstum der Luftfahrtbranche hängt in besonderem Maße von der weltpolitischen Situation ab und korreliert mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. In der Vergangenheit war die Entwicklung der Luftverkehrsbranche von einem langfristigen Wachstumspfad mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten gekennzeichnet, vor allem in Regionen wie beispielsweise Asien/Pazifik. Bedingt durch anhaltende Nachfrageveränderungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie dem Einfluss der Klimadebatte ist davon auszugehen, dass die Nachfrageentwicklung langfristig geringer ausfallen wird als in der Vergangenheit. Hinzu kommen angebotsseitige Engpässe wie Infrastrukturbegrenzungen und Einschränkungen bei den Lieferketten, die sich zusätzlich dämpfend auf die Entwicklung des Luftverkehrs auswirken. Der bereits bestehende Kostenwettbewerb in weiten Teilen des Airline-Markts wird sich infolge des veränderten Marktumfelds weiter verschärfen.

Erlösrisiken

Für die gesamte Lufthansa Group bestehen Erlösrisiken. Unverändert besteht ein hohes Maß an Unsicherheit im Hinblick auf die zukünftige Marktentwicklung. Während das Risiko eines wieder stärkeren Corona-Infektionsgeschehens gesunken ist, beeinflussen insbesondere die stark gestiegene Inflation, das vorhergesagte geringere Wirtschaftswachstum und die anhaltenden geopolitischen Krisen die zukünftige Nachfrage- und Buchungsentwicklung. Diese Entwicklungen erschweren die Prognostizierbarkeit der Erlösentwicklung. Neben den zuvor genannten Faktoren können Risiken unverändert aus Preisschwankungen, Überkapazitäten, konjunkturellen Schwankungen, Wettbewerbsentwicklungen, möglichem veränderten Kundenverhalten aus Klimaschutzgründen, geopolitischen Einflüssen sowie unvorhersehbaren global wirkenden Ereignissen resultieren. Diesen kann kurzfristig über eine kontinuierliche Überwachung der Buchungen und eine Anpassung der Kapazität begegnet werden. Darüber hinaus können Vertriebs-, Produkt- und Kostensenkungsmaßnahmen umgesetzt werden. Langfristig sollen die Stückkostenpositionen insbesondere durch kontinuierliche Effizienzsteigerungen konsequent und nachhaltig verbessert werden.

Risiken aus Unregelmäßigkeiten im Flugbetrieb

In vielen Bereichen der Luftfahrt bestehen weiterhin Engpässe bei der Lieferung von Ersatzteilen, Triebwerken und Flugzeugen. Auch im europäischen Luftverkehr werden die Kapazitäten insbesondere in den verkehrsreichen Sommermonaten angespannt bleiben, um die steigenden Passagiervolumina zu bewältigen. Diese Engpässe stellen Risiken für die Fluggesellschaften dar und können in Flugplanänderungen, Verspätungen und Flugstreichungen münden. Dies kann zu Umsatzeinbußen und zusätzlichen Kosten für Entschädigungen und die Unterstützung der betroffenen Passagiere führen. Um diese Risiken zu minimieren und die Auswirkungen von Flugunregelmäßigkeiten zu reduzieren, werden zahlreiche Prozesse automatisiert und optimiert. Darüber hinaus werden die eigenen Kapazitäten durch die kontinuierliche Rekrutierung neuer Mitarbeitender weiter erhöht.

Risiken im Geschäftsfeld Technik

Lufthansa Technik begegnet im Maintenance, Repair und Overhaul (MRO)-Umfeld herausfordernden Marktdynamiken. Die Corona-Pandemie tritt zunehmend in den Hintergrund und die Luftfahrtbranche erholt sich aufgrund eines sich abzeichnenden Nachholbedarfs deutlich und stetig. In den Regionen Americas und EMEA ist die Nachfrage im MRO-Geschäft auf Vorkrisenniveau. Aufgrund von Personalengpässen liegt die Nachfrage zum Teil sogar über den angebotenen Kapazitäten. Auch der asiatisch-pazifische Markt erholt sich gerade. Die für Lufthansa Technik relevante globale Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturleistungen ist in der aktuellen Phase somit deutlich ansteigend. Aufgrund politischer Krisen, Kriege und eine hohe Inflation ist diese Marktentwicklung jedoch nicht nur schwer prognostizierbar, sondern auch hoch volatil und fragil.

Ein weiteres Risiko entsteht durch Wartungsverträge von Lufthansa Technik Kunden mit Pratt & Whitney PW1100G-Triebwerken. Ein kontaminiertes Metallpulver, das bei der Herstellung von Komponenten mit begrenzter Lebensdauer aller angebotener Pratt & Whitney-Triebwerksmuster verwendet wurde, führt dazu, dass ein wesentlicher Teil der unter Vertrag stehenden Triebwerke zusätzliche Instandhaltungsmaßnahmen erfordert. Daraus könnte sich für Lufthansa Technik das Risiko ergeben, dass die mit den Kunden vertraglich festgelegten Wartungsleistungen nicht vollumfänglich erbracht werden können und dies durch den Hersteller nur unzureichend kompensiert wird. Lufthansa Technik arbeitet mit den Kunden, den Behörden und dem Hersteller zusammen, um die Situation schnell zu verbessern. Da die Lufthansa Technik Gruppe den weltweit größten Produktionsstandort für die Instandhaltung des PW1100G-Triebwerks unterhält, ergibt sich die Chance für die Kunden von Lufthansa Technik, trotz weltweit nicht ausreichender Produktionskapazitäten ihre A320neo-Flotten frühzeitig wieder vollumfänglich betreiben zu können.

Unternehmensspezifische Risiken
Risiko der Nichterreichung der Kostensenkungsziele

Die Lufthansa Group strebt kontinuierlich Verbesserungen der Kostenbasis, der Produktivität und der Effizienz in allen Geschäftsbereichen an. Die identifizierten Verbesserungsziele sind Teil der Planung der Geschäftsbereiche und werden im Rahmen des Planungsprozesses detailliert besprochen. Es besteht das Risiko, dass die erwarteten Verbesserungen nicht in vollem Umfang oder erst später als ursprünglich angenommen erreicht werden können. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass im Laufe des Jahres nicht genügend zusätzliche Potenziale identifiziert werden können, sodass die vereinbarten Kostenziele nicht in vollem Umfang erreicht werden können. Durch die stark gestiegene Inflationsrate mit den daraus resultierenden Erhöhungen der Personal- und Sachkosten besteht zudem die Gefahr von gegenläufigen Effekten, die die Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen stärker als bisher erwartet konterkarieren. Um ein frühzeitiges Gegensteuern zu ermöglichen, wird die Gesamtkostenentwicklung regelmäßig mit jeder Geschäftseinheit und im Vorstand überprüft

Personal

Arbeitskämpfe

Infolge offener Tarifverträge mit verschiedenen Beschäftigtengruppen innerhalb der Lufthansa Group besteht grundsätzlich ein Risiko von Arbeitskämpfen.

Mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit e. V. (VC) konnte im Berichtsjahr für die Cockpitbeschäftigten der Deutschen Lufthansa AG und der Lufthansa Cargo eine Einigung für langfristige Tarifverträge für die Vergütung und die Arbeitsbedingungen erzielt werden. Mit Blick auf diese Tarifverträge besteht das Streikrisiko daher nicht mehr. Zumindest in den Flugbetrieben der Eurowings Deutschland, der Lufthansa Cityline sowie der Discover Airlines besteht jedoch ein erhöhtes Streikrisiko aufgrund anspruchsvoller Forderungen der VC und unterschiedlichen Positionen. Ein Ausstrahlen dieser Tarifauseinandersetzungen auf andere Betriebe ist ebenfalls nicht auszuschließen.

Bei SWISS hat sich das Streikrisiko aufgrund der Abschlüsse für die Pilotinnen und Piloten Anfang 2023 und dem neuen Gesamtarbeitsvertrag für das Kabinenpersonal Ende 2023 merklich reduziert.

Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation e. V. (UFO) hat den Vergütungstarifvertrag sowie den Tarifvertrag Teilzeit für die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Deutschen Lufthansa mit Wirkung zum Jahresende 2023 gekündigt. Die bereits im Dezember 2023 begonnenen Verhandlungen wurden in 2024 fortgesetzt. Aufgrund der Forderungslage besteht jedoch auch hier ein Risiko, dass zur Durchsetzung der Forderungen zu Arbeitskämpfen aufgerufen wird.

Für die tariflichen Bodenmitarbeitenden, unter anderem der Deutschen Lufthansa AG, Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo, hat die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft e. V. (ver.di) die Tarifverträge zum 31. Dezember 2023 gekündigt. Damit endete zum Jahreswechsel die Friedenspflicht und das Streikrisiko stieg merklich. Im Februar 2024 rief ver.di zweimal zu Warnstreiks von jeweils mehr als 24 Stunden auf. Bis zum Abschluss einer Tarifvereinbarung besteht das Streikrisiko fort. 

Die Durchsetzung von gewerkschaftlichen Forderungen kann zu einer Steigerung der Personalkosten führen. Auch können Streiks zu Reputationsschäden und spürbaren wirtschaftlichen Belastungen für die Lufthansa Group führen. ↗ Mitarbeitende.

Mangelnde Kooperation von Betriebs- und Tarifpartnern

Eine vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit mit der betrieblichen Mitbestimmung ist ein zentraler Faktor für den Erfolg des Unternehmens. Darauf werden auch im Jahr 2024 zahlreiche Maßnahmen einzahlen. Nachdem die Marktveränderungen weitere Reorganisationen bei der Deutschen Lufthansa AG notwendig gemacht haben und der wirtschaftliche Erfolg der Lufthansa Group sowie das Halten und Rekrutieren von Mitarbeitenden in den relevanten Heimatmärkten 2023 im Fokus lag, ist auch künftig weiterhin mit einem hohen Rekrutierungsbedarf zu rechnen. Dies setzt eine hohe Arbeitgeberattraktivität voraus, die ebenfalls im Fokus für 2024 liegt. Die Herausforderung besteht darin, organisatorische Änderungen so schnell umzusetzen, wie es das Wirtschaftsumfeld und der Arbeitsmarkt erfordern, um die Veränderungsfähigkeit aufrechtzuhalten. Die Vertrauensbeziehung zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung beeinflusst maßgeblich die Entscheidungsfindung in betrieblichen Angelegenheiten, und mangelndes Vertrauen kann zu verzögerten Entscheidungen und erschwerten Verhandlungen führen.

Belastung der Mitarbeitenden

Die erhöhte Nachfrage nach Flügen in der zweiten Jahreshälfte 2023 führte einzelne operative Bereiche der Lufthansa Group an die Belastungsgrenze. Kurzfristige Einsätze von zusätzlichem administrativen Personal im operativen Bereich konnten Belastungsspitzen entschärfen. Dennoch führte der Anstieg des Geschäfts in Teilen zu einer hohen Belastung des Personals, die sich teils negativ auf das noch leistbare Kundenerlebnis und auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden auswirkte. Um das Engagement zu stärken und die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen, wurden die Beschäftigungsbedingungen für Mitarbeitende zusammen mit den Sozialpartnern überarbeitet. Zur Unterstützung von vermehrten Einstellungen neuer Mitarbeitender verstärkt die Lufthansa Group gezielt ihre Employer Branding- und HR-Marketingaktivitäten und setzt Verbesserungen im Recruiting und bei bestimmten beruflichen Schlüsselerlebnissen der Mitarbeitenden, wie zum Beispiel bei deren Einarbeitung, um. In diesem Sinne werden verschiedene Ausbildungs-, Studien- und Traineeprogramme angeboten und Talente in verschiedenen Gruppen gefördert und systematisch vernetzt. Weiterhin werden verschiedene Programme zur Fort- und Weiterbildung angeboten, um den Mitarbeitenden eine persönliche und fachliche Entwicklung zu ermöglichen.

Personalstruktur

Differenzen zwischen strategischem Mitarbeiterbedarf, vorhandenen Kompetenzen der Mitarbeitenden sowie deren jeweiliger Verteilung über die Gesellschaften innerhalb der Lufthansa Group stellen ein strukturelles Personalrisiko dar. Die Lufthansa Group wird im Jahr 2024 eine hohe Anzahl von neuen Mitarbeitenden rekrutieren. Sowohl das Administrieren der Rekrutierungsmaßnahmen als auch die fachliche Integration der neuen Mitarbeitenden stellen die Organisation vor eine große Herausforderung. Es besteht das Risiko von Frustration aufgrund von langen Rekrutierungsprozessen und ineffizienter Einarbeitung. Diesem Risiko begegnet die Lufthansa Group mit einer konzernweiten Task Force „Recruiting“, strategischer Personalplanung, der Ausarbeitung eines Kompetenzmodells sowie der Stärkung des Employer Brandings und Recruitings.

Lieferantenrisiken

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Lage und Störungen in Lieferketten betreffen auch Lieferanten der Lufthansa Group. Aufgrund von Faktoren wie beispielsweise einer Energiekrise, Rohmaterialmangel und Personalknappheit oder im Falle einer Insolvenz eines wichtigen Lieferanten besteht das Risiko, dass es zu Störungen der Versorgung mit Gütern und der Erbringung von Leistungen kommt und somit die Geschäftskontinuität gefährdet ist. Darüber hinaus besteht das Risiko von signifikanten Preissteigerungen.

Der Einkauf der Lufthansa Group identifiziert regelmäßig die für die Sicherstellung des Geschäftsbetriebs kritischen Lieferanten und bewertet das jeweils bestehende Risiko. Um dem Risiko einer Lieferunterbrechung oder einer Preiserhöhung rechtzeitig zu begegnen beziehungsweise dieses abzumildern, erfolgt ein regelmäßiger Austausch mit relevanten Lieferanten. Weiterhin werden gezielt geeignete Instrumente eingesetzt, wie zum Beispiel angepasste Zahlungsbedingungen, regelmäßige Vertragsüberprüfungen und die Implementierung eines Systems zur Visualisierung und Steuerung der Risiken einer möglichen Lieferkettenstörung.

Risiko durch Materialprobleme in Pratt & Whitney-Triebwerken der Airbus A320neo-Flotte

Die Lufthansa Group sieht sich zunehmend mit Risiken konfrontiert, die aus Materialproblemen in Bauteilen von Pratt & Whitney-Triebwerken der Triebwerksfamilie PW1000G resultieren. Die Auswirkungen erstrecken sich auf die Airbus A320neo- und Airbus A220-Flugzeugflotte der Lufthansa Group. Diese Problematik birgt das Risiko von Betriebsunterbrechungen, einer Verknappung von Ersatzteilen und steigender Wartungskosten bei Fluggesellschaften der Lufthansa Group, die diese Triebwerke nutzen. Die Lufthansa Group reagiert auf diese Herausforderung durch eine intensivierte Überwachung der betroffenen Triebwerke und eine Anpassung der Betriebs- und Wartungsstrategien. Dies umfasst die regelmäßige Bewertung der Risiken, die mit diesen Triebwerken verbunden sind, und einen engen Austausch mit Pratt & Whitney sowie anderen relevanten Lieferanten. Ziel ist es, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen sicherzustellen und potenzielle Betriebsunterbrechungen zu minimieren. Außerdem verhandelt die Lufthansa Group mit dem Hersteller Pratt & Whitney über eine angemessene Kompensation der entstehenden Kosten.

Risiken aus der strategischen Flottendimensionierung

Über die strategische Dimensionierung der Konzernflotte werden die verfügbare Kapazität und damit auch ein großer Teil der Fixkosten sowie der zukünftigen Investitionen bestimmt. Aufgrund der genannten Risiken in der Nachfrage-, Wettbewerbs- und Kostenentwicklung sowie möglicher Auslieferungsverzögerungen neuer Flugzeuge besteht das Risiko einer vom Plan abweichenden Dimensionierung, was zu einer Ergebnisverschlechterung führen kann.

Im Rahmen des jährlichen Strategie- und Planungsprozesses überprüft die Lufthansa Group regelmäßig die geplante Flottenentwicklung in den kommenden zehn Jahren und entscheidet über die Allokation der Flugzeuge auf die verschiedenen Fluggesellschaften des Konzerns und die Kapazität für die kommenden vier Jahre.

Bei Bedarf wird die Flottenplanung auch unterjährig überprüft und angepasst. Die Flotte kann durch den Verkauf und das Parken von Flugzeugen verkleinert werden. Ebenso können Flugzeugbestellungen storniert oder die Auslieferung in Verhandlungen mit Flugzeugherstellern verschoben sowie Lease-Verträge beendet werden. Im Falle von Auslieferungsverzögerungen können geplante Ausflottungen verschoben werden und zusätzliche kurzfristige Lease-Verträge abgeschlossen werden.

Flugbetriebsrisiken

Die Fluggesellschaften der Lufthansa Group sind potenziellen Flug- und technischen Betriebsrisiken ausgesetzt. Einerseits zählt dazu das Risiko, den Flugbetrieb aus technischen oder externen Gründen nicht regelmäßig abwickeln zu können. Andererseits zählt dazu das Flugunfallrisiko mit der Gefahr von Sach- und Personenschäden, unterteilt in Umweltfaktoren (zum Beispiel Wetter oder Vogelschlag), technische Faktoren (zum Beispiel Triebwerksausfälle), Organisationsfaktoren (zum Beispiel widersprüchliche Vorschriften) und den Faktor Mensch.

Die Gesellschaften der Lufthansa Group forschen systematisch und vorausschauend nach solchen Bedrohungen, um durch geeignete Abwehrmaßnahmen das jeweilige Risiko zu steuern und das Flugsicherheitsniveau insgesamt weiter zu steigern. So wird beispielsweise jeder einzelne Flug einer Airline der Lufthansa Group anhand der in den Flugdatenschreibern (Black Box) aufgezeichneten Parameter routinemäßig analysiert, um frühzeitig auf Besonderheiten aufmerksam zu werden und diese beispielsweise im Rahmen von Schulungsmaßnahmen aufzugreifen. Auch andere Informationsquellen, zum Beispiel bekannt gewordene Unfälle und Gefahrensituationen weltweit, werden analysiert und die Ergebnisse gegebenenfalls in Abwehrmaßnahmen, wie beispielsweise Schulungen, integriert. Die Sicherheitsmanagementsysteme werden laufend verbessert und weiterentwickelt.

Die nachhaltige Umsetzung einheitlicher Flugsicherheitsstandards innerhalb der gesamten Lufthansa Group wird außerdem durch die weiter vorangetriebene Harmonisierung der IT-Landschaft im Rahmen des Safety-Managements unterstützt. Der laufende Austausch zwischen den Fluggesellschaften der Lufthansa Group bietet dabei die Chance, die im jeweiligen operationellen Umfeld gewonnenen Erkenntnisse zu konsolidieren und bei der Entwicklung entsprechender Standards zu berücksichtigen. Weiterhin befindet sich eine einheitliche Plattform zur Flugdatenanalyse mit Flugsicherheitsbezug in Umsetzung.

Ebenfalls Berücksichtigung finden Risiken im Zusammenhang mit der Informationssicherheit im Flugbetrieb. Dies betrifft die für ein Flugereignis relevanten IT-Systeme an Bord und am Boden sowie relevante Datenaustauschprozesse – sowohl bei unternehmenseigenen Systemen und Prozessen der Lufthansa Group als auch bei Lieferantenprozessen und -produkten.

Cyber- und Informationstechnologie-Risiken

Cyber-Risiken sind alle Risiken, denen Computer- und Informationsnetzwerke, die Boden- und Bord-IT-Infrastruktur sowie alle IT-gestützten Geschäfts- und Produktionsprozesse durch Sabotage, Spionage oder sonstige kriminelle Handlungen ausgesetzt sind. Bei Versagen der etablierten Sicherheitsmaßnahmen können der Lufthansa Group Reputationsschäden sowie Zahlungsverpflichtungen aus vertraglichen und gesetzlichen Ansprüchen von Kundinnen und Kunden, Vertragspartnern und Behörden entstehen. Zudem sind Erlösminderungen beim Ausfall operativer Systeme denkbar.

Die Geschäftsprozesse der Lufthansa Group werden in nahezu allen Bereichen durch IT-Komponenten unterstützt. Mit dem IT-Einsatz gehen zwangsläufig Risiken für die Stabilität der Geschäftsprozesse sowie für die Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität von Informationen und Daten einher, die letztlich nicht vollständig ausgeschlossen werden können.

Cyber-Angriffe nehmen weltweit weiter zu und werden weiter professionalisiert. Dies belegen Erfahrungen mit Sicherheitsvorfällen im Konzern ebenso wie der Austausch mit anderen Unternehmen und staatlichen Stellen. Gleichzeitig erhöht sich der Digitalisierungsgrad der Geschäftsprozesse in der Lufthansa Group, sodass die potenziellen Auswirkungen von Cyber-Angriffen ebenfalls zunehmen und das damit verbundene Risikopotenzial entsprechend wächst.

Die Lufthansa Group beobachtet kontinuierlich die weltweite, branchenspezifische und konzernweite IT-Sicherheitslage. Auf dieser Basis implementiert die Lufthansa Group diverse Maßnahmen zur Stärkung der IT-Sicherheit. Technologische Werkzeuge zur Prävention von und schnellen Reaktion auf Cyber-Attacken werden weiterentwickelt, Prozesse an die sich verändernde Bedrohungslage und die veränderte hybride Arbeitsform angepasst und Awareness-Trainings regelmäßig durchgeführt. Im Rahmen des vom Vorstand verabschiedeten Cyber-Security-Programms werden konzernweit Maßnahmen in verschiedenen Kernbereichen implementiert und ausgerollt, um die Cyber-Resilienz innerhalb der Lufthansa Group zu stärken. Dies umfasst auch die Mitigation von neuen, durch die Digitalisierung von Flugzeugen bedingten Risiken. Entsprechend der aktuellen Risikobewertung werden Maßnahmen definiert, deren Umsetzung in den IT-Systemen und -Prozessen auch die Partner und Provider der Lufthansa Group berücksichtigen. Die Ergebnisse des Programms tragen bereits positiv zur Risikominderung bei. Darüber hinaus überwacht die Lufthansa Group ihre eigene Cyber Security Performance sowie die der einzelnen Tochtergesellschaften und wichtiger Dienstleister mit Hilfe eines externen, neutralen Cyber-Sicherheits-Ratings und ist somit in der Lage, das Sicherheitsniveau des Konzerns mit anderen Branchenmitgliedern oder Industrien zu vergleichen.

IT-Risiko- und IT-Security-Prozesse sind geschäftsfeldübergreifend organisiert. Der Status der IT-Risiken und der IT-Sicherheit wird jährlich erhoben, auf Konzernebene konsolidiert und im Risikomanagementausschuss der Lufthansa Group behandelt. Das Informations-Sicherheits-Management-System (ISMS) der Kernprozesse (unter anderem Fluggastabfertigung, Vielfliegerprogramm, Logistik, Technik und IT) der Lufthansa Group ist nach ISO 27001 zertifiziert. Die Risiko- und Sicherheitsmanagementsysteme sowie ausgewählte Maßnahmen werden zudem regelmäßig durch die interne Revision überprüft.

Die Lufthansa Group bezieht ihre IT-Infrastruktur überwiegend von unternehmensexternen Dienstleistern. Die mit einer solchen Fremdvergabe naturgemäß einhergehenden operativen und kommerziellen Risiken werden fortlaufend bewertet und gesteuert.

Risiken aus Verstößen gegen Datenschutzvorschriften

Die Wahrung der Persönlichkeitsrechte ihrer Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden, Aktionärinnen und Aktionäre und Lieferanten ist der Lufthansa Group ein wichtiges und selbstverständliches Anliegen. Um die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu erfüllen, haben sich alle Konzerngesellschaften im Geltungsbereich der DSGVO durch entsprechende Governance-Strukturen und Prozesse nach den Vorgaben des Konzern-Vorstands basierend auf den Empfehlungen des Konzern-Datenschutzes darauf eingestellt, potenzielle Risiken durch Verstöße gegen die umfangreichen gesetzlichen Vorgaben zu erkennen und zu steuern. Regelmäßig machen Kundinnen und Kunden von ihrem Recht auf Auskunft und Löschung von Daten Gebrauch. Darüber hinaus werden auch Risiken berücksichtigt, die sich aus ausländischen Vorschriften ergeben.

Compliance Risiken

Compliance beschreibt die Einhaltung rechtlich verbindlicher Vorgaben und soll für rechtmäßiges Verhalten des Unternehmens, seiner Leitungsorgane und Mitarbeitenden sorgen. Die Wirksamkeit und Effektivität des Compliance Programms sind daher von zentraler Bedeutung für die Lufthansa Group. https://investor-relations.lufthansagroup.com/de/corporate-governance.html

Die Lufthansa Group ist in einer Vielzahl von Ländern aktiv und unterliegt entsprechend verschiedenen rechtlichen Regelungen, unter anderem im Korruptionsstrafrecht. Sämtliche Tätigkeiten sind nicht nur an den hiesigen Strafgesetzen, dem im Vertriebsgebiet geltenden Recht und den jeweiligen kulturellen Gepflogenheiten und Sozialkonventionen zu messen, sondern auch an extraterritorialen Vorgaben wie denen des US Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) oder des UK Bribery Act. Verstöße werden streng verfolgt, können für die betroffenen Personen strafrechtliche Konsequenzen haben und stellen für die Unternehmen der Lufthansa Group ein substanzielles Straf- beziehungsweise Bußgeldrisiko dar. Erhebliche Reputationsschäden und deutliche Nachteile bei Bewerbungen um öffentliche Aufträge können hinzukommen. Die Lufthansa Group hat Prozesse implementiert, die der Identifikation spezifischer Risiken im Bereich Compliance und insbesondere der Korruptionsprävention dienen sollen.

Die Lufthansa Group sieht sich auch wettbewerbs- und kartellrechtlichen Risiken ausgesetzt. Diese resultieren insbesondere daraus, dass die Lufthansa Group mitunter in stark von Oligopolen geprägten Märkten tätig ist, in einigen Märkten über eine starke Position verfügt, im Rahmen von Allianzen mit Wettbewerbern kooperiert und sich rechtliche Rahmenbedingungen ändern können. In einigen Geschäftsbereichen der Lufthansa Group sind außerdem die Mitarbeitenden von Lieferanten und Wettbewerbern sowie Kundinnen und Kunden personenidentisch. Im Rahmen der Competition-Compliance adressiert die Lufthansa Group die Risiken kartellrechtswidrigen Verhaltens und schult die Leitungsorgane und Mitarbeitenden umfangreich.

Die Lufthansa Group und insbesondere die Deutsche Lufthansa AG als börsennotierte Aktiengesellschaft sehen sich ferner Risiken im Hinblick auf die Kapitalmarkt-Compliance ausgesetzt. Das Insiderhandelsverbot, das Verbot der Marktmanipulation, die Ad-hoc-Publizität sowie weitere kapitalmarktrechtliche Pflichten sind in der EU-Marktmissbrauchsverordnung (MAR) und zahlreichen weiteren nationalen und europäischen Vorschriften als unmittelbar in Deutschland geltendes Recht geregelt. Die Interpretation dieser neuen europäischen Regelungen insbesondere im Hinblick auf die Ad-hoc-Publikationspflichten sowie die Verwaltungspraxis sind jedoch weiterhin teilweise schwer einzuschätzen beziehungsweise in die Praxis umzusetzen. Die Lufthansa Group trifft zahlreiche organisatorische Vorkehrungen zur Einhaltung der Regelungen der MAR. Beispielsweise setzt sie eine spezielle Software zum Führen von Insiderlisten und zur Veröffentlichung etwaiger Ad-hoc-Mitteilungen ein und hält entsprechende Richtlinien, Informationsschreiben und Prozessbeschreibungen vor. Darüber hinaus führt das Corporate Compliance Office Web-Schulungen für die vom Insider- und Marktmissbrauchsrecht besonders betroffenen Mitarbeitergruppen durch. Sachverhalte im Zusammenhang mit der Ad-hoc-Publizität werden zudem mit dem Ad-hoc-Komitee unter Hinzuziehung externer Expertinnen und Experten abgestimmt.

Trotz des vorhandenen Compliance Management Systems mit seinen risikomindernden Maßnahmen können einzelne Verstöße – insbesondere bei der Integrity-, Competition- und Kapitalmarkt-Compliance – sowie diesbezügliche behördliche Ermittlungen und Sanktionen nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Gerichts-, Verwaltungs- und Schiedsverfahren

Die Lufthansa Group ist Risiken aus Gerichts-, Verwaltungs- und Schiedsverfahren ausgesetzt, an denen sie aktuell beteiligt ist oder die sich in Zukunft ergeben könnten. Aufgrund der gegebenenfalls beeinträchtigenden Wirkung wird auf die Quantifizierung dieser Risiken gemäß DRS 20 Tz. 154 verzichtet. Es ist nicht auszuschließen, dass der Ausgang dieser Verfahren der Geschäftstätigkeit der Lufthansa Group oder ihrer Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage erheblichen Schaden zufügen könnte. Für eventuelle finanzielle Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten wurden in angemessener Höhe Rückstellungen gebildet. Nähere Informationen zu Rückstellungen für Prozesse und zu Eventualverbindlichkeiten sind im ↗ Konzernanhang, Erläuterung 37, und Erläuterung 47 zu finden.

Darüber hinaus hat die Lufthansa Group eine Haftpflichtversicherung für die Abwehr unberechtigter sowie die Befriedigung berechtigter gegen sie gerichteter gesetzlicher Haftpflichtansprüche privatrechtlichen Inhalts in einer Höhe abgeschlossen, die das Management für angemessen und branchenüblich hält. Dieser Versicherungsschutz bewahrt die Lufthansa Group allerdings auch in solchen Fällen nicht vor etwaigen Reputationsschäden. Außerdem könnten auch aus solchen Rechtsstreitigkeiten und -verfahren Aufwendungen entstehen, die über die Versicherungssumme hinausgehen, nicht durch den Versicherungsschutz abgedeckt sind oder etwaige bereits gebildete Rückstellungen übersteigen. Schließlich kann – je nach Art und Umfang zukünftig eintretender Schäden – nicht gewährleistet werden, dass die Lufthansa Group auch künftig adäquaten Versicherungsschutz zu wirtschaftlich angemessenen Bedingungen erhalten wird.

Ryanair hat gegen die Beihilfeentscheidung, mit denen die Europäische Kommission die Stabilisierungsmaßnahmen für Gesellschaften der Lufthansa Group genehmigt hat, Nichtigkeitsklage beim Gericht der Europäischen Union erhoben. Betroffen sind die Stabilisierungsmaßnahmen der Deutschen Lufthansa AG, der Austrian Airlines AG und der Brussels Airlines SA/NV in Höhe von insgesamt rund 7,6 Mrd. EUR. Die Klagen im Hinblick auf die Beihilfen für Austrian Airlines AG und Brussels Airlines SA/NV wurden mittlerweile in der ersten Instanz abgewiesen. Ryanair hat allerdings hiergegen in Sachen Austrian Airlines AG Rechtsmittel beim Europäischen Gerichtshof eingelegt. In Sachen Brussels Airlines SA/NV läuft die Rechtsmittelfrist nach dem im Oktober 2023 zu ihren Gunsten ergangenen Urteil noch. Im Mai 2023 hat das Gericht der Europäischen Union der Nichtigkeitsklage im Hinblick auf die der Deutschen Lufthansa AG vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesrepublik Deutschland gewährte Stabilisierung in Höhe von 6 Mrd. EUR stattgegeben und die entsprechende Beihilfeentscheidung der Europäischen Kommission wegen materieller Rechtsfehler aufgehoben. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil oder dem Erlass einer neuen Beihilfeentscheidung besteht Unsicherheit über die rechtlichen Folgen der Aufhebung der Beihilfeentscheidung. Da die Stabilisierungsmaßnahmen bereits beendet sind und die Deutsche Lufthansa AG die ihr vom WSF gewährten Stillen Einlagen bereits vollständig zurückgezahlt hat, besteht kein unmittelbares Rückzahlungsrisiko. Mittelbare Folgen können die Forderung von Rückforderungszinsen für den Zeitraum zwischen Gewährung und Rückzahlung der Stabilisierungsmittel, aber auch Auflagen einer neuen Beihilfeentscheidung sein. Die Deutsche Lufthansa AG hat gegen das erstinstanzliche Urteil ein Rechtsmittel beim Europäischen Gerichtshof einlegt. Ob sich die Europäische Kommission und die Bundesrepublik Deutschland als Streithelfer an dem Rechtsmittel beteiligen und wie der weitere Verfahrensgang bei der Europäischen Kommission im Umgang mit dem Urteil des Gerichts der Europäischen Union ausgestaltet wird, ist zum Berichtszeitpunkt noch nicht abzusehen. Die Deutsche Lufthansa AG rechnet damit, dass die Europäische Kommission wie in ähnlich gelagerten Fällen ein förmliches Prüfverfahren eröffnet.

Die Lufthansa Group unterliegt in zahlreichen Ländern den jeweils geltenden steuerlichen Rechtsvorschriften. Durch Änderungen der jeweiligen Steuergesetze und deren Rechtsprechung sowie unterschiedliche Auslegungen im Rahmen von Betriebsprüfungen/Lohnsteueraußenprüfungen können sich Risiken und Chancen mit Auswirkungen auf Steueraufwendungen, -erträge, -forderungen und -verbindlichkeiten ergeben. Der Bereich Konzernsteuern identifiziert, bewertet und überwacht steuerliche Risiken und Chancen frühestmöglich und systematisch und initiiert gegebenenfalls risikomitigierende Maßnahmen.

Risiken aus regulatorischen Rahmenbedingungen

Politische Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene beeinflussen die internationale Luftfahrtbranche unverändert stark. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn Länder oder supranationale Organisationen isoliert in einem Teilmarkt in den Wettbewerb eingreifen, beispielsweise durch regionale oder nationale Steuern, Emissionshandel, Gebühren, Auflagen oder Subventionen. Die Lufthansa Group begleitet diese Entwicklungen aktiv in den entsprechenden Gremien und Foren sowie im Verbund mit anderen Unternehmen und Verbänden.

Regulative Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel

Die EU-Kommission hat im Juli 2021 ihr Gesetzgebungspaket „Fit vor 55“ veröffentlicht, das die Reduzierung von CO2-Emissionen um 55 % im Vergleich zu 1990 gewährleisten soll. Die Luftfahrt ist insbesondere durch die Revision des Emissionshandelssystems (Emission Trading System - ETS), die Einführung einer Beimischungsquote für nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels - SAF) sowie den Vorschlag zur Abschaffung der verpflichtenden Ausnahme für die Besteuerung und die Einführung einer einheitlichen Mindestbesteuerung für Flugkraftstoffe betroffen.

Der Luftverkehr innerhalb der EU ist bereits Teil des EU-Emissionshandelssystems EU-ETS, das seit Beginn des Jahres 2020 mit dem Schweizer Emissionshandelssystem assoziiert ist. Die Revision des ETS wird zu steigenden Kosten beziehungsweise zusätzlichen Auflagen führen, da beispielsweise die Absenkung der Emissionsobergrenze, der sogenannte Cap, sowie die Abschaffung der bisherigen kostenfreien Zuteilung von Emissionsberechtigungen vorgeschrieben werden. Beides wird die ETS-Kosten der Lufthansa Group in zukünftigen Geschäftsjahren erhöhen. Die Verschärfung des ETS induziert eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung.

Ebenfalls auf europäischer Ebene und zusätzlich in verschiedenen EU-Mitgliedsländern wurde die Einführung von Quoten zur Beimischung von SAF beschlossen. Dies wird nicht nur die Kraftstoffkosten für die Lufthansa Group erhöhen, sondern zu einer weiteren Wettbewerbsverzerrung im interkontinentalen Flugverkehr führen. Außereuropäische Fluggesellschaften mit Umsteigeflughäfen in der Nähe von Europa können dann weiterhin für einen Teil der Reise ohne Berücksichtigung einer Quote tanken.

Im Rahmen der Revision der Energiesteuer-Richtlinie schlägt die EU-Kommission die Abschaffung der verpflichtenden Ausnahme für die Besteuerung und eine Mindestbesteuerung von Flugtreibstoffen vor, wodurch sich ein zusätzliches Kostenrisiko ergibt. Da lediglich eine Mindestbesteuerung vorgeschlagen wird, besteht zudem das Risiko, dass es in Europa unterschiedliche Steuersätze und damit auch innereuropäisch eine Wettbewerbsverzerrung geben könnte.

Perspektivisch fasst die Regulierung auch die sogenannte Nicht-CO2-Klimawirkung des Luftverkehrs ins Auge, beispielsweise Kondensstreifenbildung und Stickstoff-Emissionen. Gegebenenfalls können betriebliche Maßnahmen die Klimawirkung mindern – allerdings haben diesbezügliche Untersuchungen gerade erst begonnen. Der Schwerpunkt der Regulierung bleibt daher bis auf Weiteres beim CO2-Ausstoß. Neben weitreichenden Maßnahmen zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes, wie zum Beispiel der kontinuierlichen Erneuerung der Flotte, dem Einsatz von nachhaltigen Flugkraftstoffen und dem Ausbau freiwilliger CO2-Kompensationsmöglichkeiten, bringt sich die Lufthansa Group – teilweise zusammen mit anderen europäischen Airlines, Flughäfen und Branchenverbänden – in die öffentliche Diskussion ein und ist bestrebt, wettbewerbsverzerrende Regulierungen proaktiv zu verhindern. ↗ Zusammengefasste nichtfinanzielle Erklärung.

Verschärfung der Lärmgesetzgebung

Verschärfte Lärmvorschriften können bei Luftfahrtgesellschaften oder Flughäfen wirksam werden. Sie können zum Beispiel zu erhöhten Kosten durch die Nachrüstung von Flugzeugen oder dem Verbot gewisser Flugzeugtypen beziehungsweise zu höheren Entgelten oder erhöhtem Überwachungsaufwand führen. Auf europäischer Ebene ist vornehmlich die noch ausstehende Novelle der Umgebungslärmrichtlinie relevant. Auf Bundesebene wurden die Grenzwerte des Fluglärmschutzgesetzes 2017 planmäßig überprüft. Eine Änderung des Gesetzes ist noch nicht erfolgt. Obwohl jüngste Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung keine signifikant veränderten Gesundheitsrisiken aufzeigen, hat sich die Belästigungsreaktion der Betroffenen sprunghaft verändert, auch bei stabiler akustischer Situation an den Flughäfen. Diesbezüglich findet weiteres Lobbying zur Verschärfung der Lärmgesetzgebung statt.

Die Lufthansa Group hat sich im November 2017 zusammen mit Fraport, Condor, dem Board of Airline Representatives in Germany (BARIG) und der hessischen Landesregierung auf eine freiwillige Vereinbarung über eine Lärmobergrenze für den Flughafen Frankfurt geeinigt, die bisher stets unterschritten wurde. Es ist davon auszugehen, dass diese Grenze bei kontinuierlicher Fortführung der Flottenerneuerung auch künftig unterschritten wird, sodass sich weiterhin Wachstumsmöglichkeiten bieten. Die Vereinbarung sieht, solange die Grenze eingehalten wird, keine Eingriffe in die Betriebsgenehmigung vor. Die Einführung der freiwilligen Lärmobergrenze in Frankfurt könnte sich auch auf andere Standorte in Deutschland auswirken.

Die Lufthansa Group entwickelt durch eine gezielte Kommunikationsarbeit gemeinsam mit Verbänden und anderen Industrie-Stakeholdern abgestimmte Strategien. Im Rahmen von Forschungsprojekten beschäftigt sie sich mit Maßnahmen zum aktiven Schallschutz und beobachtet die Lärmwirkungsforschung intensiv. ↗ Zusammengefasste nichtfinanzielle Erklärung.

Finanzwirtschaftliche Risiken

Finanzwirtschaftliche Entwicklungen stellen Chancen und Risiken für die Lufthansa Group dar. So können negative Entwicklungen der Treibstoffpreise, Devisenkurse und Zinsen im Vergleich zu den in der Planung und Prognose unterstellten Annahmen die Aufwände erhöhen und/oder die Erträge verringern.

System des finanzwirtschaftlichen Risikomanagements für Treibstoffpreise, Devisenkurse und Zinsen

Finanz- und Rohstoffpreisrisiken werden auf Basis interner Richtlinien systematisch und zentral für den gesamten Konzern gemanagt. Die dabei eingesetzten derivativen Finanzinstrumente zielen darauf ab, Grundgeschäfte abzusichern. Die Lufthansa Group arbeitet hierbei im Grundsatz mit Partnern zusammen, die mindestens über ein Investment Grade Rating analog der Bewertung „BBB“ der Agentur Standard & Poor’s oder ein vergleichbares Langfrist-Rating verfügen. Alle Grund- und Sicherungsgeschäfte werden in Treasury-Systemen abgebildet, sodass sie jederzeit bewertet und überwacht werden können. Die Funktionen des Handels, der Abwicklung und des Finanzrisikocontrollings sind organisatorisch strikt voneinander getrennt. Die ausführenden Abteilungen und das Finanzrisikocontrolling stellen sicher, dass die Vorgaben der internen Richtlinien eingehalten werden. Darüber hinaus wird die aktuelle Sicherungspolitik laufend in bereichsübergreifenden Managementgremien erörtert. ↗ Konzernanhang, Erläuterung 46.

Treibstoffpreisänderungen

Der Rohölpreis lag im Geschäftsjahr 2023 im Durchschnitt 17 % niedriger als im Vorjahr. Die Preisdifferenz zwischen Rohöl und Kerosin, der sogenannte Jet Fuel Crack, ist unverändert auf historisch hohem Niveau, auch wenn die Preisdifferenz im Vergleich zu 2022 zurückgegangen ist. Während der Jet Fuel Crack 2022 im Jahresdurchschnitt bei 40,41 USD/bbl lag, betrug er im Jahr 2023 29,58 USD/bbl.

Der Treibstoffverbrauch der Lufthansa Group lag im Berichtsjahr bei 8,8 Mio. Tonnen Kerosin. Der Treibstoffaufwand stellte 2023 mit 7,9 Mrd. EUR einen wesentlichen Kostenfaktor für die Lufthansa Group dar. Starke Veränderungen der Treibstoffpreise können das Ergebnis erheblich beeinflussen. Eine Veränderung des Treibstoffpreises zum Jahresendkurs um +10 % (-10 %) im Jahr 2024 würde den Treibstoffaufwand der Lufthansa Group voraussichtlich um 547 Mio. EUR (–545 Mio. EUR) nach Sicherung erhöhen (senken). In dieser Szenarioanalyse sind keine Ticketpreisanpassungen nach Treibstoffpreisänderungen unterstellt.

Grundsätzlich setzt die Lufthansa Group eine regelbasierte Treibstoffpreissicherung mit einem Zeithorizont von bis zu 24 Monaten ein. Der Zielsicherungsgrad der Treibstoffpreissicherung betrug zum 31. Dezember 2023 85 %. Ziel ist es, die Schwankungen der Treibstoffpreise zu verringern. Bei der Treibstoffpreissicherung bedient sich die Lufthansa Group üblicher Finanzmarktinstrumente. Sicherungen erfolgen aus Gründen der Marktliquidität grundsätzlich mehrheitlich in Gasoil sowie in Rohöl und mit Optionskombinationen. Dabei wird ein nicht vollständiger Schutz vor einem Preisanstieg in Kauf genommen, um an einem eventuellen Preisverfall möglichst weitreichend partizipieren zu können. Durch den zunehmenden Abschluss von Gasoilsicherungen anstelle nur rohölbasierter Sicherungen wird das Preisdifferenzrisiko zu Kerosin in höherem Maße als in den Jahren zuvor adressiert. Zusätzlich wurden weitere Terminsicherungen der Preisdifferenz zwischen Kerosin und Rohöl beziehungsweise Gasoil und Rohöl abgeschlossen. Die abgeschlossenen Instrumente führen nicht zu physischen Lieferungen, sondern werden durch Zahlungen ausgeglichen. Zum 31. Dezember 2023 bestanden für rund 77 % des voraussichtlichen konzernweiten Treibstoffbedarfs des Jahres 2024 Rohöl-, Gasoil- und Kerosinpreissicherungen in Form von Optionen und unbedingten Termingeschäften. Im Vergleich zum Vorjahr wurden Cracksicherungen in deutlich geringerem Umfang zusätzlich für 8 % des Treibstoffbedarfs abgeschlossen. Für das Jahr 2025 bestanden zu diesem Zeitpunkt für rund 28 % des voraussichtlichen Treibstoffbedarfs Sicherungen. Da der Treibstoff in US-Dollar abgerechnet wird, können Schwankungen des Euro/US-Dollar-Wechselkurses den ausgewiesenen Treibstoffaufwand zusätzlich positiv oder negativ beeinflussen. Das US-Dollar-Exposure aus dem geplanten Treibstoffbedarf ist in der Währungssicherung berücksichtigt.

Wechselkursänderungen

Fremdwährungsrisiken für die Lufthansa Group ergeben sich insbesondere aus internationalen Flugticketverkäufen und dem Einkauf von Treibstoff, Flugzeugen und Ersatzteilen. Alle Tochtergesellschaften melden grundsätzlich ihre geplanten Währungsexposures mit einem Zeithorizont von mindestens 24 Monaten. Auf Konzernebene wird eine aggregierte Nettoposition je Währung gebildet und so die Möglichkeit des „natural hedging“ genutzt. Für 17 Fremdwährungen werden Sicherungen abgeschlossen, weil ihr Exposure für die Lufthansa Group von besonderer Relevanz ist. Unter diesen Währungen ist der US-Dollar die einzige Währung, für die ein Nettobedarf besteht. Dieser Nettobedarf des Jahres 2024 in Höhe von 5,1 Mrd. USD war zum 31. Dezember 2023 zu 52 % gesichert. ↗ Konzernanhang, Erläuterung 46.

Lufthansa Group Geschäftsbericht 2023