Management der Auswirkungen, Risiken und Chancen

ESRS 2 IRO-1 Beschreibung der Verfahren zur Ermittlung und Bewertung der wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen

Die allgemeine Methodik zur Identifizierung von Auswirkungen, Risiken und Chancen ist beschrieben unter ↗ ESRS 2 Allgemeine Angaben – Beschreibung des Verfahrens zur Ermittlung und Bewertung der wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen

E2-1 – Konzepte im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung
Fünf-Säulen-Strategie für aktiven Schallschutz soll Lärmbelastungen reduzieren

Seit 2001 beteiligt sich die Lufthansa Group an Forschungsprojekten zum Lärmschutz und setzt Maßnahmen zur Lärmminderung um, die mit den relevanten Anspruchsgruppen abgestimmt sind. Diese Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist die Grundlage für den aktiven Schallschutz der Lufthansa Group. Sie trägt wesentlich dazu bei, die bestehende Flotte und den Flugbetrieb zu optimieren, um die Lärmemissionen eines Flugzeugs an der Quelle zu reduzieren und die Anwohnenden in den Flughafenregionen durch eine bessere Verteilung des verbleibenden Lärms zu entlasten. Die Maßnahmen des aktiven Schallschutzes der Lufthansa Group umfassen die folgenden fünf Säulen:

  • Investitionen in leisere Flugzeuge
  • Lärmmindernde Technologien für die bestehende Flotte
  • Beteiligung an der Lärmforschung
  • Entwicklung von optimierten Flugverfahren und Flugrouten
  • Dialog mit Anrainerinnen und Anrainern von Flughäfen und anderen Interessengruppen

Mit dieser Fünf-Säulen-Strategie konzentriert sich die Lufthansa Group auf die Verringerung der negativen Auswirkungen der Lärmbelastung auf Anwohnende und andere Anspruchsgruppen. Zwischenfälle und Notfallsituationen sind für den aktiven Lärmschutz nicht relevant. Aus diesem Grund decken die Richtlinien der Lufthansa Group die Prävention solcher Ereignisse nicht ab.

Die Fünf-Säulen-Strategie beinhaltet allgemein wirksame und lokale Aktivitäten – wie den Dialog mit Anspruchsgruppen an den für die Lufthansa Group wesentlichen Flughäfen. Die betroffenen Anspruchsgruppen sind Systempartner wie Flughäfen, Flugsicherungsorganisationen, lokale Kommunen, Dialogplattformen, Lärmausschüsse, andere Fluglinien sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Themenbereich. Die Mitarbeit in verschiedenen lokalen Ausschüssen, Dialogplattformen und Expertenarbeitsgruppen sind Teil der Fünf-Säulen-Strategie. Das Konzept korrespondiert mit dem internationalen Rahmenwerk des sogenannten Balanced Approach der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (International Civil Aviation Organization, ICAO), das an ausgewählten Flughäfen angewendet wird und Teil der EU-Verordnung 598/2014 über „Regeln und Verfahren für lärmbedingte Betriebsbeschränkungen auf Flughäfen der Union im Rahmen eines ausgewogenen Ansatzes“ ist.

Die Lufthansa Group verfügt über ein Airline-übergreifendes Expertengremium unter der Leitung des Bereichs Regulatory Affairs Infrastructure, das regelmäßig zu aktuellen operativen und fachlichen Entwicklungen zum Thema aktiver Schallschutz tagt. Das Gremium arbeitet dem Bereich Infrastructure Partnerships zu, der die zentrale Verantwortung und Steuerung bezüglich Infrastruktur und Systempartnerschaften innehat. Der Bereich ist die zentrale Kontaktstelle und Interessenvertretung des Vorstandsressorts Personal und Infrastruktur gegenüber Flughäfen, Flugsicherungen, Handlingagenten, regulatorischen und politischen Institutionen, wie zum Beispiel Ministerien, sowie Branchenverbänden. Als Klammer und Koordinierungseinheit im Konzern zum Thema Fluglärm wird die Repräsentanz der Lufthansa Group in den Gremien des Forums Flughafen und Region am Standort Frankfurt wahrgenommen sowie die Mitarbeit der Lufthansa Group in verschiedenen Fluglärmkommissionen unterstützt.

E2-2 – Maßnahmen und Mittel im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung

Mit Maßnahmen zur Fluglärmreduzierung soll der direkt am Flugzeug entstehende Schall reduziert werden. Darüber hinaus soll ein besseres Verständnis innerhalb der Lufthansa Group dafür geschaffen werden, welche Aktivitäten zu einer Reduzierung der Lärmbelastung beitragen können. Einige Maßnahmen wirken sich auf jedem Flug aus, zeigen also weltweit Wirkung, andere Maßnahmen sind gezielt auf einzelne Standorte zugeschnitten. Dialoge mit den Anspruchsgruppen finden insbesondere an den Drehkreuzen der Lufthansa Group statt. Die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen werden fortwährend durchgeführt. Dementsprechend gibt es für diese keine festgelegten Zeithorizonte, außer für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Hier liegt der Zeithorizont zwischen einem Jahr und fünf Jahren.

Lufthansa Group investiert in moderne und damit leisere Flugzeuge

Die priorisierte Maßnahme zur Reduzierung des Fluglärms an der Quelle liegt in der Modernisierung der Flotte. Die Lufthansa Group modernisiert ihre Flotte kontinuierlich. So sind die im Jahr 2024 neu in Betrieb genommenen Flugzeuge, darunter Maschinen vom Typ Airbus A320neo, A321neo, A350-900 und Boeing 787-9 mit modernen Triebwerken ausgestattet und wesentlich leiser als vergleichbare Flugzeugtypen älteren Baujahres. Die neu in Dienst gestellten Flugzeuge der Lufthansa Group entsprechen bezüglich Lärmvorgaben den Anforderungen der ICAO. Für weitere Informationen zur Flottenmodernisierung siehe ↗ ESRS E1 Klimawandel – Kontinuierliche Investitionen in technischen Fortschritt vorantreiben.

Bestandsflotte wird mit lärmreduzierenden Technologien nachgerüstet

Neben der Modernisierung führt auch die Nachrüstung der Bestandsflotte zu einer messbaren Fluglärmminderung. Die Lufthansa Airline stellte Anfang 2014 als weltweit erste Fluggesellschaft einen mit schallreduzierenden Wirbelgeneratoren ausgestatteten A320 in Dienst und setzte damit einen Industriestandard. Flugzeuge mit Wirbelgeneratoren sind im Landeanflug bis zu vier Dezibel leiser und werden deshalb in Frankfurt im Rahmen der Lärmentgelteabrechnung günstiger eingestuft als vergleichbare Flugzeuge ohne diese Bauteile. Alle Flugzeuge der A320-Familie von Lufthansa Airlines und SWISS sind inzwischen mit diesen Modifikationen ausgestattet. Bei Austrian Airlines wurde die Umrüstung der erweiterten Flotte von sechs A320-Flugzeugen Ende 2023 begonnen und bis Ende 2024 abgeschlossen. Seit Ende 2023 sind auch alle Flugzeuge der A320-Familie von Eurowings mit Wirbelgeneratoren ausgestattete, sodass 2024 erstmals die komplette Flotte durchgängig mit dieser Lärmminderungsmaßnahme ausgestattet war. Die Umsetzung der Modifikation erfolgt im Rahmen der routinemäßigen technischen Wartungszyklen.

Lufthansa Group beteiligt sich an der Lärmforschung zur Optimierung von An- und Abflügen

Die Lufthansa Group unterstützte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auch im Berichtsjahr bei der Weiterentwicklung des „Low Noise Augmentation System“ (LNAS) zur Optimierung von An- und Abflügen. LNAS nutzt Flugzeugdaten, um Empfehlungen bezüglich optimaler Konfiguration und Geschwindigkeit zu ermitteln. Dabei untersucht das DLR, wie sich An- und Abflüge im Rahmen der Sicherheitsvorgaben effizienter und leiser gestalten lassen. Lufthansa Airlines unterstützt das DLR bei der Entwicklung der neuen LNAS-Abflug-Funktionalität. Hierfür hat das Unternehmen im Berichtsjahr dem DLR zahlreiche Flugdaten geliefert, ebenso wie weitere Daten zur Verbesserung der Anflugfunktionalität von LNAS. Die praktische Erprobung der neuen Funktionalität soll auf der A330-Flotte der Lufthansa Airlines erfolgen. Die Vorbereitungen hierfür starteten im Berichtsjahr.

Optimierte Flugverfahren und Flugrouten werden gemeinsam mit Systempartnern entwickelt

Die Optimierung des vertikalen Flugprofils (Flugverfahren) und der horizontalen Flugführung (Flugrouten) trägt zur Lärmreduktion bei. Die Lufthansa Group ist auf diesem Gebiet zum Beispiel mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) und internationalen Partnern aktiv. Das folgende Beispiel wirkt sich in der Regel auch auf Treibstoffverbräuche aus und hat deshalb auch eine Relevanz für den Klimaschutz.

Die moderne, satellitengestützte Navigationstechnologie „Required Navigation Performance“ (RNP), mit der die ICAO eine erforderliche Navigationsleistung für Luftfahrzeuge definiert hat, spielt eine wichtige Rolle bei der Einführung neuer Flugverfahren an europäischen Flughäfen. Im Sommer 2024 wurden in der Fluglärmkommission Stuttgart die Auswertungen der Lärm- und Treibstoffanalysen des ersten Nutzungsjahres der neuen RNP-Abflugroute beraten. Diese wurden unter Mitwirkung von Lufthansa Airlines und Eurowings erstellt. Daraufhin entschied das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, den Betrieb auf der neuen Abflugroute fortzuführen. Die Route steht allen Fluggesellschaften zur Verfügung.

Lufthansa Group steht im Dialog mit Flughafenanrainerinnen und -anrainern und weiteren Interessengruppen zu Schallschutzmaßnahmen

Über technische und operationelle Verbesserungen hinaus engagiert sich die Lufthansa Group seit vielen Jahren in verschiedenen Dialogforen mit Flughafenanrainern, wie in Frankfurt, Hamburg und Wien. Die Expertinnen und Experten der Lufthansa Group engagieren sich dabei in den multilateralen Arbeitsgruppen bei der Entwicklung aktiver Schallschutzmaßnahmen. Am Standort Frankfurt ist Lufthansa Airlines – in Vertretung der Lufthansa Group – zusammen mit der hessischen Landesregierung, der Fraport AG, dem Forum Flughafen und Region, der Deutschen Flugsicherung und dem Luftfahrtverband BARIG in der Allianz für Lärmschutz aktiv. Die Fluggesellschaft ist dabei ein gestaltendes Mitglied des Expertengremiums „Aktiver Schallschutz“ und seiner Unterarbeitsgruppen. Der Schwerpunkt dieser Aktivitäten liegt in der Optimierung von Flugverfahren und der Reduzierung des Lärms an der Quelle. In diesem Zusammenhang hat das Forum Flughafen und Region im September 2024 die Ergebnisse der Untersuchung von Startverfahren veröffentlicht, an der Lufthansa Airlines beteiligt war. Sie zeigt, dass das beispielsweise von Lufthansa Airlines angewendete Verfahren für Frankfurt lärmgünstiger als andere Verfahren ist.

Die Lufthansa Group war auch 2024 zusätzlich am Standort Hamburg in der „Allianz für Fluglärmschutz“ engagiert. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Anspruchsgruppen, wie zum Beispiel Flughafenbetreibern, Behörden und Gemeinden, arbeitet die Lufthansa Group zudem in mehreren vom deutschen Luftverkehrsgesetz für die Großflughäfen vorgegebenen Fluglärmkommissionen und in der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Fluglärmkommissionen mit.

Die Lufthansa Group zahlt an vielen Flughäfen Lärmentgelte, die auf den Lärmzulassungsdaten der Flugzeuge oder eigenen Lärmmessungen der einzelnen Flugbewegungen an den Flughäfen beruhen.