Risiken in der Einzelbetrachtung

In der nachfolgenden Tabelle sind die Top-Risiken der Lufthansa Group dargestellt. Diese umfassen alle quantitativen A- und B-Risiken sowie qualitative Risiken mit einer Bewertung von mindestens „wesentlich“ und „hoch“ in der Reihenfolge ihrer Bedeutung. Ausführliche Erläuterungen finden sich in den folgenden Abschnitten.

T043 Top-Risiken Lufthansa Group1)
Quantitative Risiken Bedeutungsgrad Ausprägungsform Veränderung zum Vorjahr
       
↗ Treibstoffpreisänderungen kritisch sehr hoch
↗ Erlösrisiken kritisch sehr hoch
↗ Risiko der Nichterreichung der Kosteneinsparungsziele kritisch sehr hoch
↗ Personalrisiken2) kritisch hoch
↗ Cyber- und IT-Risiken kritisch mittel
↗ Verstöße gegen Compliance-Anforderungen und Datenschutzvorschriften kritisch mittel
↗ Risiken aus Unregelmäßigkeiten im Flugbetrieb (inkl. Reputation) wesentlich sehr hoch
↗ Wechselkursänderungen wesentlich sehr hoch
↗ Emissionshandelrisiko moderat sehr hoch
↗ Zusatzzölle auf Flugzeugimporte moderat hoch neu
Qualitative Risiken      
↗ Krisen, Krieg, politische Unruhen, Terroranschlag oder Naturkatastrophen3) kritisch hoch
↗ Pandemische Erkrankungen kritisch mittel
↗ Flugbetriebsrisiken (mit Risiken der Informationssicherheit) kritisch gering
↗ Regulative Risiken, die aus dem Klimawandel resultieren wesentlich sehr hoch
↗ Risiken im Geschäftsfeld Lufthansa Technik4) wesentlich sehr hoch
↗ Personalrisiken2) wesentlich hoch
↗ Lieferantenrisiko wesentlich hoch
↗ Strategische Flottendimensionierung wesentlich hoch
↗ Verschärfung der Lärmgesetzgebung wesentlich hoch
       
1) Im Vergleich zum Jahr 2023 zählt das Risiko durch Materialprobleme in Pratt-&-Whitney-Triebwerken der Airbus-A320neo-Flotte nicht mehr zu den Top-Risiken, da deren Bedeutungsgrad nicht mehr als kritisch oder wesentlich bewertet wurde.
2) Unterschiedliche Treiber führen zur Bewertung als quantitatives und qualitatives Risiko.
3) Das Risiko „Krisen, Krieg, politische Unruhen, Terroranschlag oder Naturkatastrophen“ wurde von quantitativ in qualitativ geändert.
4) Risikobewertung auf Geschäftsfeldebene.
Gesamtwirtschaftliche Risiken
Unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Prognose der Lufthansa Group für das Jahr 2025 basiert auf der Erwartung, dass die künftigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie Branchenentwicklungen der Darstellung im ↗ Prognosebericht entsprechen. Sollte sich die Weltwirtschaft schlechter als prognostiziert entwickeln, wird dies die Geschäftsentwicklung der Lufthansa Group voraussichtlich negativ beeinflussen.

Risiken mit potenzieller Auswirkung auf das weltweite Wachstum und damit den Absatz der Lufthansa Group entstehen insbesondere aus dem weiteren Verlauf des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, dem Nahostkonflikt, der möglichen weltweiten Ausweitung protektionistischer Maßnahmen, einer Erhöhung der Inflation sowie dem Energiewandel hin zu erneuerbaren Energien und den damit verbundenen staatlichen Auflagen.

Krisen, Kriege, politische Unruhen und Naturkatastrophen

Die unter anderem von dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem Nahostkonflikt geprägte Sicherheitslage, das latente Risiko terroristischer Angriffe auf den Luftverkehr sowie Sabotage gegen Luftverkehrsinfrastruktur können konkrete Auswirkungen auf Geschäftsaktivitäten und die Sicherheit von Flugbetrieb, Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden sowie Vermögenswerte der Lufthansa Group haben.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und dadurch ausgelöste Sanktionen, inklusive eventueller Gegenmaßnahmen, haben weiterhin Auswirkungen auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und können einen weiteren Anstieg der Preise wichtiger Energieträger wie Öl und Gas sowie anderer Ressourcen bewirken. Eine Destabilisierung der Region sowie anhaltende Spannungen zwischen Russland und den Staaten der NATO beziehungsweise der EU können auch mittel- und langfristig zu Belastungen und operativen Einschränkungen führen.

Zur Risikoanalyse, -überwachung und -steuerung betreibt die Lufthansa Group ein ganzheitliches Monitoring der weltweiten Sicherheitslage und aktueller Entwicklungen, die Auswirkungen auf die Lufthansa Group haben können. Dies beinhaltet ebenfalls Naturereignisse, die hohe Anforderungen an unsere Mitarbeitenden und die Organisation des Flugbetriebs stellen können. Die Lufthansa Group erstellt fortlaufend umfassende Sicherheitsanalysen und entwickelt diese stetig weiter, um Entwicklungen bereits im Vorfeld einzuschätzen und Präventivszenarien für den Fall etwaiger Beeinträchtigungen zu entwerfen. Hierbei kann auf ein umfangreiches Netzwerk aus nationalen und internationalen Sicherheitsbehörden und von auf Sicherheit spezialisierten Beratungsunternehmen zurückgegriffen werden. Notwendige Sicherheitsmaßnahmen richten sich dabei nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen eines Schadensereignisses.

Potenzieller finanzieller Schaden kann durch Primäreffekte wie den Ausfall einzelner Destinationen, aber auch durch signifikante Sekundäreffekte wie einen Rückgang von Passagierzahlen, höhere Versicherungsprämien, Mehraufwand für Treibstoff wegen Luftraumsperrungen, höhere Kosten durch Verknappung der Energie- und Rohstoffversorgung oder höhere gesetzliche Sicherheitsanforderungen entstehen.

Eine weitere Verschärfung der Sicherheitslage zum Beispiel durch eine weitere Eskalation des russischen Angriffskriegs kann Auswirkungen auf den Versicherungsschutz von Fluggesellschaften weltweit haben. Insbesondere droht der sofortige Ausschluss des Versicherungsschutzes bei direkten Kriegshandlungen zwischen Beteiligten der Staaten Russland, USA, China, Großbritannien und Frankreich sowie auch bei den Bündnisfall auslösenden Ereignissen nach Art. 5 des NATO-Vertrags. Um diesem Risiko zu begegnen und um die Fortführung der Flugbetriebe sicherzustellen, sind die Gesellschaften der Lufthansa Group in Gesprächen mit den Regierungen und Luftfahrtbehörden in den jeweiligen Heimatmärkten.

Der zivile Luftverkehr bleibt aufgrund seiner hohen Symbolwirkung weiterhin potenzielles Ziel terroristischer Aktionen. Zudem besteht ein aufgrund geopolitischer Entwicklungen steigendes Risiko von Sabotageakten im Bereich Verkehrsinfrastruktur und Kritische Infrastruktur (KRITIS) durch staatlich gesteuerte oder unterstützte Akteure. Militärisch ausgetragene Konflikte zwischen Staaten stellen ein hohes Risiko dar, insbesondere wenn diese kurzfristig und außerhalb klar umrissener Grenzen stattfinden. Aufgrund der Bedrohung durch Flugabwehrsysteme sowie steigende Militäraktivitäten erfordern Flüge über Krisengebiete weiterhin umfassende Maßnahmen zur Risikobewertung und -steuerung. Die Anforderungen an die Sicherheitsorganisationen international operierender Unternehmen steigen stetig angesichts des politischen Umfelds und fortlaufend neuer technischer Entwicklungen. In diesem Kontext sind die verstärkte Verfügbarkeit und Nutzung von unbemannten und zum Teil bewaffneten Luftfahrtsystemen (Drohnen) sowie die sich daraus ergebenden vielfältigen Herausforderungen besonders hervorzuheben. Zunehmende Sicherheitsauflagen infolge erhöhter Gefährdungen, aber auch Verschärfungen der weltweiten Einreisebestimmungen für Passagiere können zu weiteren Einschränkungen im internationalen Luftverkehr und damit zu Belastungen der Luftverkehrswirtschaft führen.

Für die Bewertung sicherheitsrelevanter Ereignisse im Kontext regionaler Rahmenbedingungen wird ein Qualitätsmanagementsystem genutzt, das der kontinuierlichen Bewertung lokaler Sicherheitsverfahren für den laufenden Betrieb und bei Neuanflügen dient. Im Rahmen risikobasierter Audits werden diese Standorte regelmäßig auf Luftsicherheits- und Länderrisiken vor Ort überprüft, um die Konformität mit nationalen, europäischen und internationalen Luftsicherheitsgesetzen sowie den internen Sicherheitsstandards der Lufthansa Group zu gewährleisten. Falls notwendig, werden Defizite durch Zusatzmaßnahmen kompensiert, die alle relevanten Funktionsbereiche betreffen können. Zudem werden die Art der Wahrnehmung Deutschlands beziehungsweise der Schweiz, Österreichs, Belgiens oder der EU in bestimmten Regionen der Welt sowie das Profil der Lufthansa Group im Vergleich zu anderen, besonders gefährdeten westlichen Luftfahrtunternehmen in der Auswahl von Infrastruktur und Prozessen im Ausland berücksichtigt.

Pandemien und Epidemien

Das Risiko von Pandemien und Epidemien steigt unter anderem aufgrund von zunehmender Urbanisierung, dem Klimawandel und Migrationsbewegungen an. Durch epidemische, pandemische oder sonstige Ausbreitungsmuster wie Bioterrorismus drohen hohe Krankheitsraten in verschiedenen Ländern, Regionen oder Kontinenten. Dies kann kurz-, mittel- und langfristig dazu führen, dass das Fluggastaufkommen im Luftverkehr aus Angst vor Ansteckung drastisch sinkt, wie im Jahr 2020 aufgrund der pandemischen Ausbreitung des Coronavirus in dramatischer Ausprägung erkennbar war. Ferner ist es möglich, dass Mitarbeitende aus Angst vor einer Ansteckung nicht bereit sind, in betroffene Länder zu fliegen und dass Mitarbeitende vor Ort diese Länder verlassen wollen. Durch potenziell hohe Krankheitsraten der Mitarbeitenden kann der operative Betrieb gefährdet sein. Ebenso können behördliche Reiserestriktionen aus Angst vor der Einschleppung von Krankheitserregern zu operativen Einschränkungen führen.

Der Medizinische Dienst der Lufthansa Group prüft permanent im Rahmen eines Epidemiological-Intelligence-Prozesses Informationen von relevanten Quellen. Eigene infektiologisch und epidemiologisch geschulte Mitarbeitende bewerten hierzu die Informationen der verschiedenen Frühwarnsysteme im Hinblick auf eine mögliche Relevanz für die Lufthansa Group. Mitarbeitende werden intensiv informiert, Risikogruppen erhalten bei Bedarf persönliche Schutzausrüstung und in der gesamten Lufthansa Group werden jährlich präventive Impfkampagnen gegen Influenza angeboten. Fluggäste und Mitarbeitende werden durch ein situationsangepasstes Schutzkonzept, das auf dem Pandemieplan der Lufthansa Group basiert, bestmöglich vor Ansteckung bewahrt.

Die gesundheitliche Gefährdung durch das Coronavirus für die Kundinnen und Kunden und Mitarbeitenden der Lufthansa Group ist mittlerweile durch die zunehmende Bevölkerungsimmunität deutlich reduziert worden. Die Weiterentwicklung des Virus im Berichtsjahr ergab keinen Anlass zur Besorgnis, die evolutionären Sprünge des Virus sind seit der Entwicklung von Omikron kleiner geworden.

Prinzipiell besteht jedoch auch weiterhin ein Risiko für das Auftreten von neuen Virusvarianten, die dem Immunsystem ausweichen können. Generell geht das höchste Risiko für kommende Pandemien von Atemwegserregern wie zum Beispiel der Influenza oder den Coronaviren aus.

Branchenspezifische Risiken
Markt- und Wettbewerbsentwicklung

Das Wachstum der Luftfahrtbranche hängt in besonderem Maße von der weltpolitischen Stabilität ab und korreliert mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. In der Vergangenheit war die Entwicklung der Luftverkehrsbranche von einem langfristigen Wachstumspfad mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten gekennzeichnet, vor allem in Regionen wie beispielsweise Asien/Pazifik. Bedingt durch anhaltende Nachfrageveränderungen insbesondere im Nachgang der Corona-Pandemie und als Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine sowie dem Einfluss der Klimaregulatorik ist davon auszugehen, dass die Nachfrageentwicklung insbesondere in Europa langfristig geringer ausfallen wird als in der Vergangenheit. Hinzu kommen angebotsseitige Engpässe wie Infrastrukturbegrenzungen und Einschränkungen bei den Lieferketten, die sich zusätzlich dämpfend auf die Entwicklung des Luftverkehrs auswirken. Der bereits bestehende Kostenwettbewerb in weiten Teilen des Airline-Markts wird sich infolge des veränderten Marktumfelds weiter verschärfen.

Erlösrisiken

Für die gesamte Lufthansa Group bestehen Erlösrisiken. Unverändert ist die Unsicherheit im Hinblick auf die zukünftige Marktentwicklung hoch. Die fortdauernde Inflation, das vorhergesagte geringere Wirtschaftswachstum und die anhaltenden geopolitischen Krisen beeinflussen weiterhin die zukünftige Nachfrage- und Buchungsentwicklung und erschweren die Prognostizierbarkeit der Erlösentwicklung. Neben den zuvor genannten Faktoren können Risiken unverändert aus Preisschwankungen, Überkapazitäten, konjunkturellen Schwankungen, Wettbewerbsentwicklungen, möglichem verändertem Kundenverhalten aus Klimaschutzgründen, geopolitischen Einflüssen sowie unvorhersehbaren global wirkenden Ereignissen resultieren. Diesen kann kurzfristig über eine kontinuierliche Überwachung der Buchungen und eine Anpassung der Kapazität begegnet werden. Darüber hinaus können Vertriebs-, Produkt- und Kostensenkungsmaßnahmen umgesetzt werden.

Risiken aus Unregelmäßigkeiten im Flugbetrieb

An Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen und bei ungünstigen Wetterbedingungen kann es weiterhin zu Kapazitätsengpässen am Boden und in der Luft kommen, die sich auf die Bewältigung des Flug- und Passagieraufkommens auswirken. Zudem stellen Engpässe bei der Lieferung von Flugzeugen, Triebwerken und Ersatzteilen nach wie vor eine Herausforderung dar. Diese Engpässe stellen Risiken für die Fluggesellschaften dar, da sie zu Flugplanänderungen, Verspätungen und Flugstreichungen führen und die Kundenzufriedenheit beeinträchtigen können. Infolgedessen können Umsatzeinbußen sowie zusätzliche Kosten für Entschädigungen betroffener Passagiere entstehen. Um diese Risiken zu minimieren und die Auswirkungen von Flugunregelmäßigkeiten zu reduzieren, werden Prozesse und Flugpläne fortwährend optimiert. Zusätzlich werden die eigenen Kapazitäten durch die kontinuierliche Rekrutierung und Schulung von Mitarbeitenden weiter ausgebaut.

Risiken im Geschäftsfeld Technik

Lufthansa Technik ist im Bereich Maintenance, Repair und Overhaul (MRO) zunehmend komplexen und anspruchsvollen Marktbedingungen ausgesetzt. Die globale Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturleistungen erreicht das Niveau von vor dem Ausbruch der Coronakrise, bedingt durch eine Erholung des Passagierflugverkehrs. Insbesondere in den Regionen Amerika und EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) übersteigt die Nachfrage teilweise die vorhandenen Kapazitäten, was durch Engpässe bei Personal und Material verschärft wird. Auch die Region APAC (Asien/Pazifik) hat sich erholt, wenngleich politische Krisen, militärische Konflikte sowie hohe Inflationsraten die Marktentwicklung weiterhin beeinflussen und sie damit volatil sowie schwer prognostizierbar machen.

Die angespannte Materialversorgung bei verschiedenen Triebwerkstypen neuester Generation und die damit verbundenen Mehraufwände sowie daraus resultierend erhöhte Durchlaufzeiten führen zu einer außergewöhnlich hohen Nachfrage nach MRO-Leistungen. Es ist damit zu rechnen, dass sich diese Situation bis Ende der Dekade wieder normalisiert. Erhebliche Risikofaktoren hierbei stellen jedoch einerseits makroökonomische und geopolitische Rahmenbedingungen, andererseits betriebliche Herausforderungen innerhalb der Produktions- und Servicebereitstellungssysteme dar.

Die aus Materialproblemen in Bauteilen von Pratt-&-Whitney-Triebwerken der Triebwerksfamilie PW1000G resultierenden Risiken konnte die Lufthansa Group durch erfolgreiche Verhandlungen mit Pratt & Whitney zur Kompensation der finanziellen Schäden signifikant verringern.

Die zunehmende Nutzung digitaler Plattformen für die Planung und Steuerung der MRO-Prozesse wirkt sich grundlegend auf Vertragsgestaltung und Kundenbeziehungen aus. Sowohl etablierte Marktteilnehmer als auch neue Wettbewerber streben an, den MRO-Markt durch datenbasierte Dienstleistungen und digitale Kompetenzen zu transformieren. In diesem Zusammenhang ergibt sich ein nennenswertes Risiko im Bereich der Cyber-Sicherheit für Lufthansa Technik durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der MRO-Prozesse. Da sensible Daten und Geschäftsprozesse zunehmend digitalisiert und über verschiedene Plattformen verarbeitet werden, steigt die Anfälligkeit für Cyber-Angriffe und Systemmanipulationen. Diese Bedrohungen können schwerwiegende Folgen haben, darunter Betriebsunterbrechungen, den Verlust vertraulicher Daten und finanzielle Schäden sowie negative Auswirkungen auf die Reputation von Lufthansa Technik.

Unternehmensspezifische Risiken
Risiko der Nichterreichung der Kostensenkungsziele

Die Lufthansa Group strebt kontinuierlich Verbesserungen der Kostenbasis, der Produktivität und der Effizienz in allen Geschäftsbereichen an. Die identifizierten Verbesserungsziele sind Teil der Planung der Geschäftsbereiche und werden im Rahmen des Planungsprozesses detailliert besprochen. Es besteht das Risiko, dass die erwarteten Verbesserungen nicht in vollem Umfang oder erst später als angenommen erreicht werden können. Das gilt beispielsweise auch für die zu erzielenden Vereinbarungen mit Betriebs- und Tarifpartnern sowie Systempartnern und Lieferanten. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass im Laufe des Jahres nicht genügend zusätzliche Potenziale identifiziert werden können, sodass die vereinbarten Kostenziele nicht in vollem Umfang erreicht werden können. Durch die anhaltend hohe Inflationsrate mit den daraus resultierenden Erhöhungen der Personal- und Sachkosten besteht zudem die Gefahr von gegenläufigen Effekten, die die Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen stärker als bisher erwartet konterkarieren. Um ein frühzeitiges Gegensteuern zu ermöglichen, wird die Gesamtkostenentwicklung regelmäßig mit jeder Geschäftseinheit und im Vorstand überprüft.

Zusatzzölle auf Flugzeugimporte

Die Lufthansa Group sieht sich einem potenziellen Risiko durch die Wiederaufnahme von Zusatzzöllen auf Importe von Flugzeugen ausgesetzt. Die derzeit ausgesetzten Zölle in Höhe von 15 % auf Boeing-Flugzeuge könnten infolge von Änderungen der politischen Ausrichtung der neu gewählten US-Regierung wieder eingeführt werden. Eine solche Maßnahme würde die Kosten für Flugzeugkäufe erhöhen und damit die Finanz- und Investitionsplanung der Lufthansa Group beeinflussen. Das Unternehmen beobachtet die politische und handelspolitische Entwicklung aufmerksam, um frühzeitig auf mögliche Änderungen reagieren zu können.

Personal
Arbeitskämpfe

Infolge offener Tarifverträge mit verschiedenen Beschäftigtengruppen innerhalb der Lufthansa Group besteht grundsätzlich ein Risiko von Arbeitskämpfen.

Hervorzuheben sind die Flugbetriebe der Deutschen Lufthansa AG und der Lufthansa Cargo AG. Hier ist die Friedenspflicht für die Tarifverträge zur betrieblichen Altersversorgung des Cockpitpersonals sowie der Manteltarifvertrag für die Kabinenbeschäftigten mit Wirkung zum 31. Dezember 2024 ausgelaufen. Daneben bestehen auch in den Flugbetrieben der Eurowings Deutschland, der Lufthansa Cityline, City Airlines sowie der Discover Airlines Streikrisiken im Bereich Cockpit und Kabine. Ein Ausstrahlen dieser Tarifauseinandersetzungen auf andere Betriebe ist ebenfalls nicht auszuschließen.

Bei Austrian Airlines hat sich nach konfliktreichen Verhandlungen das Streikrisiko aufgrund des Abschlusses des Kollektivvertrags für das Bordpersonal im Jahr 2024 mit einer Laufzeit bis 2026 merklich reduziert.

Mit den beiden Gesellschaften Airport Services Dresden und Airport Services Leipzig konnte eine Tarifeinigung bis Ende September 2025 erzielt werden. Im Rahmen dieser Einigung wurde eine absolute Friedenspflicht bis zum 30. September 2025 vereinbart.

Nach der Tarifeinigung für die Vergütungstarifverträge für rund 20.000 tarifliche Bodenmitarbeitende und Auszubildende in 20 Gesellschaften besteht im Hinblick auf diese Tarifverträge kein weiteres Streikrisiko. Der Tarifabschluss enthält eine Laufzeit bis mindestens 31. Dezember 2025 mit zusätzlichen sechs Wochen Friedenspflicht. 

Die Durchsetzung von gewerkschaftlichen Forderungen kann zu einer Steigerung der Personalkosten führen. Außerdem können Streiks zu Reputationsschäden und spürbaren wirtschaftlichen Belastungen für die Lufthansa Group führen.
↗ Mitarbeitende.

Mangelnde Kooperation von Betriebs- und Tarifpartnern

Eine vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern bildet die Grundlage für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Der weiterhin angespannte Arbeitsmarkt und die demografische Entwicklung erfordern eine strategische Ausrichtung, die sowohl den steigenden Bedarf an Fachkräften als auch die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen adressiert. Diese parallelen Anforderungen stellen hohe Ansprüche an Flexibilität und Veränderungsbereitschaft auf organisatorischer Ebene sowie an die Zusammenarbeit mit der Mitbestimmung. Durch eine vorausschauende und lösungsorientierte Zusammenarbeit können Herausforderungen nicht nur gemeistert, sondern als Impulse für weiteres Wachstum genutzt werden.  

Mit Blick auf 2025 stehen Maßnahmen zur Erhöhung der Produktivität und Flexibilität - auch im Rahmen des Turnaround-Programms von Lufthansa Airlines - im Fokus. Der kontinuierliche Dialog mit den Sozialpartnern schafft dabei ein stabiles Fundament, um kreative und praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die sowohl den wirtschaftlichen Erfolg als auch die Mitarbeiterzufriedenheit fördern. Ziel der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Zusammenarbeit ist es, eine gemeinsame Basis zu schaffen, auf der Entscheidungen zügig getroffen und Veränderungsprozesse effizient gestaltet werden können.  

Dieser Ansatz soll sicherstellen, dass die Lufthansa Group auch in einem herausfordernden Marktumfeld nachhaltig erfolgreich bleibt. 

Arbeitgeberattraktivität

Um die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen und das Engagement der Mitarbeitenden zu stärken, wurden die Beschäftigungsbedingungen zusammen mit den Sozialpartnern überarbeitet. Zur Unterstützung von vermehrten Einstellungen neuer Mitarbeitender verstärkt die Lufthansa Group gezielt ihre Employer-Branding- und HR-Marketingaktivitäten und setzt Verbesserungen beim Recruiting und bei bestimmten beruflichen Schlüsselerlebnissen der Mitarbeitenden, wie zum Beispiel bei deren Einarbeitung, um. In diesem Sinne werden verschiedene Ausbildungs-, Studien- und Traineeprogramme angeboten und Talente in verschiedenen Berufsgruppen national und international gefördert sowie systematisch vernetzt. Weiterhin werden verschiedene Programme zur Fort- und Weiterbildung angeboten, um den Mitarbeitenden eine persönliche und fachliche Entwicklung zu ermöglichen.

Personalstruktur

Diskrepanzen zwischen strategischem Mitarbeiterbedarf, vorhandenen Kompetenzen der Mitarbeitenden sowie deren jeweiliger Verteilung über die Gesellschaften innerhalb der Lufthansa Group stellen ein strukturelles Personalrisiko dar. Die Lufthansa Group wird im Jahr 2025 wieder eine hohe Anzahl von neuen Mitarbeitenden rekrutieren. Sowohl die Recruitingmaßnahmen als auch die fachliche Integration der neuen Mitarbeitenden stellen die Organisation vor eine große Herausforderung. Es besteht das Risiko von Frustration aufgrund von langen Recruitingprozessen und ineffizienter Einarbeitung. Diesem Risiko begegnet die Lufthansa Group mit einem konzernweiten Steuerungsgremium für Recruiting- und Talentförderungsmaßnahmen, strategischer Personalplanung sowie der Fortsetzung verstärkter Employer-Branding- und Recruitingaktivitäten.

Lieferantenrisiken

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Lage und Störungen in Lieferketten betreffen auch Lieferanten der Lufthansa Group. Aufgrund von Faktoren wie beispielsweise einer Energiekrise, Rohmaterialmangel oder Personalknappheit oder im Falle einer Insolvenz eines wichtigen Lieferanten besteht das Risiko, dass es zu Störungen der Versorgung mit Gütern und der Erbringung von Leistungen kommt und somit die Geschäftskontinuität gefährdet ist. Darüber hinaus besteht das Risiko von signifikanten Preissteigerungen.

Der Einkauf der Lufthansa Group identifiziert regelmäßig die für die Sicherstellung des Geschäftsbetriebs kritischen
Lieferanten und bewertet das jeweils bestehende Risiko. Um dem Risiko einer Lieferunterbrechung oder einer Preiserhöhung rechtzeitig zu begegnen beziehungsweise dieses abzumildern, erfolgt ein regelmäßiger Austausch mit relevanten Lieferanten. Identifizierte Risiken werden im jährlich durchgeführten Strategieprozess erfasst und mit geeigneten Maßnahmen hinterlegt. Weiterhin werden gezielt geeignete Instrumente eingesetzt, wie zum Beispiel angepasste Zahlungsbedingungen, regelmäßige Vertragsüberprüfungen, Identifikation von Alternativlieferanten und die Implementierung eines Systems zur Visualisierung und Steuerung der Risiken möglicher Lieferkettenstörungen.

Risiken aus der strategischen Flottendimensionierung

Über die strategische Dimensionierung der Konzernflotte werden die verfügbare Kapazität und damit auch ein großer Teil der Fixkosten sowie der zukünftigen Investitionen bestimmt. Aufgrund der genannten Risiken in der Nachfrage-, Wettbewerbs- und Kostenentwicklung sowie möglicher Auslieferungsverzögerungen neuer Flugzeuge – insbesondere bei der Boeing 787 durch anhaltende Probleme in den Lieferketten und bei der Zertifizierung – besteht das Risiko einer vom Plan abweichenden Dimensionierung, was zu einer Ergebnisverschlechterung führen kann.

Im Rahmen des jährlichen Strategie- und Planungsprozesses überprüft die Lufthansa Group regelmäßig die geplante Flottenentwicklung in den kommenden zehn Jahren und entscheidet über die Allokation der Flugzeuge auf die verschiedenen Fluggesellschaften des Konzerns und die Kapazität für die kommenden vier Jahre.

Bei Bedarf wird die Flottenplanung auch unterjährig überprüft und angepasst. Die Flotte kann durch den Verkauf und das Parken von Flugzeugen verkleinert werden. Ebenso können Flugzeugbestellungen storniert oder die Auslieferung durch Verhandlungen mit Flugzeugherstellern verschoben sowie Lease-Verträge beendet werden. Im Falle von Auslieferungsverzögerungen können geplante Ausflottungen verschoben und zusätzliche kurzfristige Lease-Verträge abgeschlossen werden.

Flugbetriebsrisiken

Die Fluggesellschaften der Lufthansa Group sind potenziellen Flug- und technischen Betriebsrisiken ausgesetzt. Einerseits zählt dazu das Risiko, den Flugbetrieb aus technischen oder externen Gründen nicht regelmäßig abwickeln zu können. Andererseits besteht das Flugunfallrisiko mit der Gefahr von Sach- und Personenschäden, unterteilt in Umweltfaktoren (zum Beispiel Wetter oder Vogelschlag), technische Faktoren (zum Beispiel Triebwerksausfälle), Organisationsfaktoren (zum Beispiel widersprüchliche Vorschriften) und den Faktor Mensch.

Die Gesellschaften der Lufthansa Group forschen systematisch und vorausschauend nach solchen Bedrohungen, um durch geeignete Abwehrmaßnahmen das jeweilige Risiko zu steuern und das Flugsicherheitsniveau insgesamt weiter zu steigern. So wird beispielsweise jeder einzelne Flug einer Airline der Lufthansa Group anhand aufgezeichneter Telemetriedaten routinemäßig analysiert, um frühzeitig auf Besonderheiten aufmerksam zu werden und diese beispielsweise im Rahmen von Schulungsmaßnahmen aufzugreifen. Auch andere Informationsquellen, zum Beispiel bekannt gewordene Unfälle und Gefahrensituationen weltweit, werden analysiert und die Ergebnisse gegebenenfalls in Abwehrmaßnahmen integriert. Die etablierten Sicherheitsmanagementsysteme werden laufend verbessert und weiterentwickelt und zielen dabei darauf ab, die Risikoexposition der Gesellschaften der Lufthansa Group zu reduzieren.

Der laufende Austausch zwischen den Fluggesellschaften der Lufthansa Group bietet grundsätzlich die Chance, die im jeweiligen operationellen Umfeld gewonnenen Erkenntnisse zu konsolidieren und bei der Entwicklung entsprechender Standards zu berücksichtigen. Weiterhin befindet sich eine einheitliche Plattform zur Flugdatenanalyse mit Flugsicherheitsbezug in Umsetzung.

Auch Risiken im Zusammenhang mit der Informationssicherheit im Flugbetrieb werden berücksichtigt. Dies betrifft die für ein Flugereignis relevanten IT-Systeme an Bord und am Boden sowie relevante Datenaustauschprozesse – sowohl bei unternehmenseigenen Systemen und Prozessen der Lufthansa Group als auch bei Lieferantenprozessen und -produkten. Informationssicherheitsanforderungen mit potenziellen Auswirkungen auf die Sicherheit der Zivilluftfahrt sind in neuen Regularien (Part IS – Information Security) beschrieben, die mittelfristig in Kraft treten und von den Gesellschaften der Lufthansa Group vollumfänglich umgesetzt werden.

Cyber- und IT-Risiken

Cyber-Risiken sind alle Risiken, denen Computer- und Informationsnetzwerke, die Boden- und Bord-IT-Infrastruktur sowie alle IT-gestützten Geschäfts- und Produktionsprozesse durch Sabotage, Spionage oder sonstige kriminelle Handlungen ausgesetzt sind. Wenn die etablierten Sicherheitsmaßnahmen versagen, können der Lufthansa Group Reputationsschäden sowie Zahlungsverpflichtungen aus vertraglichen und gesetzlichen Ansprüchen von Kundinnen und Kunden, Vertragspartnern und Behörden entstehen. Zudem sind Erlösminderungen beim Ausfall operativer Systeme denkbar.

Die Geschäftsprozesse der Lufthansa Group werden in nahezu allen Bereichen durch IT-Komponenten unterstützt. Mit dem IT-Einsatz gehen zwangsläufig Risiken für die Stabilität der Geschäftsprozesse sowie für die Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität von Informationen und Daten einher, die letztlich nicht vollständig ausgeschlossen werden können.

Cyber-Angriffe nehmen weltweit weiter zu und werden zunehmend professionalisiert. Dies belegen Erfahrungen mit Sicherheitsvorfällen im Konzern ebenso wie der Austausch mit anderen Unternehmen und staatlichen Stellen. Gleichzeitig erhöht sich der Digitalisierungsgrad der Geschäftsprozesse in der Lufthansa Group, sodass die potenziellen Auswirkungen von Cyber-Angriffen ebenfalls zunehmen und das damit verbundene Risikopotenzial entsprechend wächst.

Die Lufthansa Group beobachtet kontinuierlich die weltweite, branchenspezifische und konzernweite IT-Sicherheitslage. Auf dieser Basis implementiert die Lufthansa Group diverse Maßnahmen zur Stärkung der IT-Sicherheit. Technologische Werkzeuge zur Prävention von und schnellen Reaktion auf Cyber-Attacken werden weiterentwickelt, Prozesse an die sich verändernde Bedrohungslage und die veränderte hybride Arbeitsform angepasst und Awareness-Trainings regelmäßig durchgeführt, um die Cyber-Resilienz innerhalb der Lufthansa Group zu stärken. Dies umfasst auch die Mitigation von neuen, durch die Digitalisierung von Flugzeugen bedingten Risiken. Entsprechend der aktuellen Risikobewertung wurden und werden konzernweit in verschiedenen Kernbereichen Maßnahmen definiert, deren Umsetzung in den IT-Systemen und -Prozessen auch die Partner und Provider der Lufthansa Group berücksichtigen. Die Ergebnisse der Maßnahmen tragen bereits positiv zur Risikominderung bei. Darüber hinaus überwacht die Lufthansa Group ihre eigene Cyber-Security-Performance sowie die der einzelnen Tochtergesellschaften und wichtiger Dienstleister mit Hilfe eines externen, neutralen Cyber-Sicherheits-Ratings. Damit ist sie in der Lage, das Sicherheitsniveau des Konzerns mit anderen Branchenmitgliedern oder Industrien zu vergleichen.

IT-Risiko- und IT-Security-Prozesse sind geschäftsfeldübergreifend organisiert. Der Status der IT-Risiken und der IT-Sicherheit wird jährlich erhoben, auf Konzernebene konsolidiert und im Risikomanagementausschuss der Lufthansa Group behandelt. Das Informations-Sicherheits-Management-System (ISMS) der Kernprozesse (unter anderem Fluggastabfertigung, Vielfliegerprogramm, Logistik, Technik und IT) der Lufthansa Group ist nach ISO 27001 zertifiziert. Die Risiko- und Sicherheitsmanagementsysteme sowie ausgewählte Maßnahmen werden zudem regelmäßig durch die interne Revision überprüft.

Die Lufthansa Group bezieht ihre IT-Infrastruktur überwiegend von unternehmensexternen Dienstleistern. Die mit einer solchen Fremdvergabe naturgemäß einhergehenden operativen und kommerziellen Risiken werden fortlaufend bewertet und gesteuert.

Risiken aus Verstößen gegen Datenschutzvorschriften

Die Wahrung der Persönlichkeitsrechte ihrer Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden, Aktionärinnen und Aktionäre sowie Lieferanten ist der Lufthansa Group ein wichtiges und selbstverständliches Anliegen. Um die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu erfüllen, haben sich alle Konzerngesellschaften im Geltungsbereich der DSGVO durch entsprechende Governance-Strukturen und Prozesse nach den Vorgaben des Konzern-Vorstands basierend auf den Empfehlungen des Konzern-Datenschutzes darauf eingestellt, potenzielle Risiken durch Verstöße gegen die umfangreichen gesetzlichen Vorgaben zu erkennen und zu steuern. Regelmäßig machen Kundinnen und Kunden von ihrem Recht auf Auskunft und Löschung von Daten Gebrauch. Darüber hinaus werden auch Risiken berücksichtigt, die sich aus ausländischen Vorschriften ergeben.

Compliance-Risiken

Compliance beschreibt die Einhaltung rechtlich verbindlicher Vorgaben und soll für rechtmäßiges Verhalten des Unternehmens, seiner Leitungsorgane und Mitarbeitenden sorgen. Die Wirksamkeit und Effektivität des Compliance Management Systems (CMS) sind daher von zentraler Bedeutung für die Lufthansa Group. https://investor-relations.lufthansagroup.com/de/corporate-governance.html.

Die Lufthansa Group ist in einer Vielzahl von Ländern aktiv und unterliegt entsprechend verschiedenen rechtlichen Regelungen, unter anderem im Bereich des Korruptionsstrafrechts. Sämtliche Tätigkeiten sind nicht nur an den relevanten nationalen Strafgesetzen, den jeweiligen Rechtsvorschriften und kulturellen Gepflogenheiten sowie Sozialkonventionen zu messen, sondern auch an internationalen und extraterritorialen Regelungen wie denen des US Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) oder des UK Bribery Act. Verstöße werden streng verfolgt und können für die betroffenen Personen strafrechtliche Konsequenzen haben. Für die Unternehmen der Lufthansa Group bedeuten solche Verstöße ein substanzielles Risiko von Straf- beziehungsweise Bußgeldern. Erhebliche Reputationsschäden und deutliche Nachteile bei Bewerbungen um öffentliche Aufträge können hinzukommen. Die Lufthansa Group hat daher Prozesse implementiert, die der Identifikation spezifischer Risiken im Bereich Compliance und insbesondere der Korruptionsprävention dienen sollen. Die Vorgaben umfassen insbesondere Regelungen für einen transparenten und regelkonformen Umfang mit Geschäftspartnern und Amtsträgern sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Interessenkonflikten.

Die Lufthansa Group sieht sich auch wettbewerbs- und kartellrechtlichen Risiken ausgesetzt. Diese ergeben sich insbesondere daraus, dass die Lufthansa Group teilweise in von Oligopolen geprägten Märkten tätig ist und in einigen dieser Märkte eine starke Position innehat. Darüber hinaus kooperiert die Deutsche Lufthansa AG im Rahmen von Allianzen mit Wettbewerbern. Diese Zusammenarbeit unterliegt zum Teil der Freigabe von verschiedenen Wettbewerbsbehörden. In einigen Geschäftsbereichen der Lufthansa Group sind außerdem die Mitarbeitenden von Lieferanten und Wettbewerbern einerseits sowie Kundinnen und Kunden andererseits personenidentisch. Im Rahmen der Competition-Compliance adressiert die Lufthansa Group die Risiken kartellrechtswidrigen Verhaltens und schult die Leitungsorgane und Mitarbeitenden umfangreich.

Als börsennotierte Aktiengesellschaft unterliegen die Gesellschaften der Lufthansa Group strengen kapitalmarktrechtlichen Vorgaben, darunter dem Insiderhandelsverbot, dem Verbot der Marktmanipulation, den Ad-hoc-Publizitätspflichten gemäß der EU-Marktmissbrauchsverordnung (MAR) sowie weiteren nationalen und europäischen Vorschriften. Die Lufthansa Group trifft zahlreiche organisatorische Vorkehrungen zur Einhaltung der Regelungen der MAR. Hierzu zählen der Einsatz spezieller Software zum Führen von Insiderlisten und zur Veröffentlichung etwaiger Ad-hoc-Mitteilungen sowie die Bereitstellung entsprechender Richtlinien, Informationsschreiben und Prozessbeschreibungen. Darüber hinaus hat das Corporate Compliance Office eine webbasierte Schulung bereitgestellt. Diese richtet sich an Mitarbeitende, die durch Insider- und Marktmissbrauchsrecht besonders betroffen sind. Sachverhalte im Zusammenhang mit der Ad-hoc-Publizität werden zudem mit dem Ad-hoc-Komitee unter Hinzuziehung externer Expertinnen und Experten abgestimmt.

Auf Basis eines im Jahr 2023 entwickelten IT-Tools hat das Corporate Compliance Office eine konzernweite Compliance-Risiko Analyse implementiert. Diese digitale Lösung unterstützt die operativ tätigen Unternehmen der Lufthansa Group dabei, Compliance-Risiken im Rahmen eines Self-Assessments systematisch zu identifizieren, zu bewerten und anschließend geeignete risikominimierende Maßnahmen zu dokumentieren und, wo noch nicht vorhanden, zu implementieren. Die Risikoanalyse wird einmal im Jahr wiederholt.

Das CMS umfasst risikomindernde Maßnahmen, um Regelverstöße so weit wie möglich auszuschließen. Dennoch können einzelne Verstöße – insbesondere bei der Integrity-, Competition- und Kapitalmarkt-Compliance – sowie diesbezügliche behördliche Ermittlungen und Sanktionen nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Gerichts-, Verwaltungs- und Schiedsverfahren

Die Lufthansa Group ist Risiken aus Gerichts-, Verwaltungs- und Schiedsverfahren ausgesetzt, an denen sie aktuell beteiligt ist oder die sich in Zukunft ergeben könnten. Aufgrund der gegebenenfalls beeinträchtigenden Wirkung wird auf die Quantifizierung dieser Risiken gemäß DRS 20 Tz. 154 verzichtet. Es ist nicht auszuschließen, dass der Ausgang dieser Verfahren der Geschäftstätigkeit der Lufthansa Group oder ihrer Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage erheblichen Schaden zufügen könnte. Für eventuelle finanzielle Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten wurden in angemessener Höhe Rückstellungen gebildet. Nähere Informationen zu Rückstellungen für Prozesse und zu Eventualverbindlichkeiten sind im ↗ Konzernanhang, Erläuterung 36 und Erläuterung 46 zu finden.

Darüber hinaus hat die Lufthansa Group eine Haftpflichtversicherung für die Abwehr unberechtigter sowie die Befriedigung berechtigter gegen sie gerichteter gesetzlicher Haftpflichtansprüche privatrechtlichen Inhalts in einer Höhe abgeschlossen, die das Management für angemessen und branchenüblich hält. Dieser Versicherungsschutz bewahrt die Lufthansa Group allerdings auch in solchen Fällen nicht vor etwaigen Reputationsschäden. Außerdem könnten auch aus solchen Rechtsstreitigkeiten und -verfahren Aufwendungen entstehen, die über die Versicherungssumme hinausgehen, nicht durch den Versicherungsschutz abgedeckt sind oder etwaige bereits gebildete Rückstellungen übersteigen. Schließlich kann – je nach Art und Umfang zukünftig eintretender Schäden – nicht garantiert werden, dass die Lufthansa Group auch künftig adäquaten Versicherungsschutz zu wirtschaftlich angemessenen Bedingungen erhalten wird.

Ryanair hat gegen die Beihilfeentscheidung, mit der die Europäische Kommission die Stabilisierungsmaßnahmen für Gesellschaften der Lufthansa Group genehmigt hat, Nichtigkeitsklage beim Gericht der Europäischen Union erhoben. Betroffen sind die Stabilisierungsmaßnahmen der Deutschen Lufthansa AG, der Austrian Airlines AG und der Brussels Airlines SA/NV in Höhe von insgesamt rund 7,6 Mrd. EUR. Die Klagen im Hinblick auf die Beihilfen für Austrian Airlines AG und Brussels Airlines SA/NV wurden rechtskräftig abgewiesen. Im Mai 2023 hat das Gericht der Europäischen Union der Nichtigkeitsklage im Hinblick auf die der Deutschen Lufthansa AG vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesrepublik Deutschland gewährte Stabilisierung in Höhe von 6 Mrd. EUR stattgegeben und die entsprechende Beihilfeentscheidung der Europäischen Kommission wegen materieller Rechtsfehler aufgehoben. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil oder dem Erlass einer neuen Beihilfeentscheidung besteht Unsicherheit über die rechtlichen Folgen der Aufhebung der Beihilfeentscheidung. Da die Stabilisierungsmaßnahmen bereits beendet sind und die Deutsche Lufthansa AG die ihr gewährten Stabilisierungsmittel vollständig zurückgezahlt hat, besteht kein unmittelbares Rückzahlungsrisiko. Mittelbare Folgen können die Forderung von Rückforderungszinsen für den Zeitraum zwischen Gewährung und Rückzahlung der Stabilisierungsmittel, aber auch Auflagen einer neuen Beihilfeentscheidung sein. Die Deutsche Lufthansa AG hat gegen das erstinstanzliche Urteil ein Rechtsmittel beim Europäischen Gerichtshof einlegt. Die Europäische Kommission und die Bundesrepublik Deutschland beteiligen sich als Streithelfer an dem Rechtsmittel. Wie in ähnlich gelagerten Fällen hat die Europäische Kommission im Juli 2024 ein förmliches Prüfverfahren eröffnet. Zu welchen Ergebnissen die Europäische Kommission im Umgang mit dem Urteil des Gerichts der Europäischen Union gelangt, ist zum Berichtszeitpunkt noch nicht abzusehen.

Die Lufthansa Group unterliegt in zahlreichen Ländern den jeweils geltenden steuerlichen Rechtsvorschriften. Durch Änderungen der jeweiligen Steuergesetze und deren Rechtsprechung sowie unterschiedliche Auslegungen im Rahmen von Betriebsprüfungen/Lohnsteueraußenprüfungen können sich Risiken und Chancen mit Auswirkungen auf Steueraufwendungen, -erträge, -forderungen und -verbindlichkeiten ergeben. Der Bereich Konzernsteuern identifiziert, bewertet und überwacht steuerliche Risiken und Chancen frühestmöglich und systematisch und initiiert gegebenenfalls risikomitigierende Maßnahmen.

Risiken aus regulatorischen Rahmenbedingungen

Politische Entscheidungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene beeinflussen die gesamte Luftfahrtbranche unverändert stark. Dies gilt insbesondere, wenn durch Vorschriften einzelner Länder oder Regionen (zum Beispiel Steuern, Emissionshandel, Gebühren, Auflagen oder Subventionen) ein uneinheitlicher Rechtsrahmen und damit einhergehend ungleiche Wettbewerbsbedingungen entstehen.

Im Zuge der Neuaufstellungen von EU-Kommission und EU-Parlament nach den Europawahlen 2024 sowie der vorgezogenen Bundestagswahl im Frühjahr 2025 stehen in den Heimatmärkten der Lufthansa Group wichtige politische Richtungsentscheidungen an. Die Lufthansa Group begleitet diese Entwicklungen aktiv, auch in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Verbänden und Gewerkschaften.

Regulatorische Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel

Mit dem europäischen „Fit for 55“-Paket und zusätzlichen nationalen Klimagesetzgebungen kommen weitreichende Verpflichtungen zur Reduzierung von CO2-Emissionen auf die Luftfahrtbranche in Europa zu. Dies birgt erhebliche Risiken mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Branche und trägt zu höheren Standortkosten in Europa bei. Die Luftfahrt ist insbesondere durch die Einführung von Beimischungsquoten für nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels – SAF), die Revision des Emissionshandelssystems (Emission Trading System – ETS) sowie die Diskussionen zur Einführung einer einheitlichen Mindestbesteuerung für Flugkraftstoffe (EU-Kerosinsteuer) betroffen.

Die ReFuelEU Aviation-Verordnung sieht ab 2025 EU-weit eine stetig ansteigende Quote für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) vor. Eine Subquote für synthetische Kraftstoffe (Power to Liquid – PtL) greift ab 2030. In Deutschland gilt zusätzlich eine nationale PtL-Quote, die über die PtL-Vorgabe der ReFuelEU-Verordnung hinausgeht und schon ab 2026 greift. SAF ist teurer als konventioneller Flugkraftstoff. Hinzu kommt, dass PtL-Kraftstoffe bisher nur in kleinen Mengen verfügbar sind. Ein schnelles Hochfahren der Produktion ist derzeit nicht absehbar, weshalb eine Angebotsknappheit droht. Insgesamt wird dies die Kraftstoffkosten für die Lufthansa Group erhöhen und zu einer weiteren Wettbewerbsverzerrung zulasten europäischer Netzwerk-Airlines im interkontinentalen Flugverkehr führen. Denn außereuropäische Fluggesellschaften mit Umsteigeflughäfen in der Nähe von Europa können weiterhin für einen Teil der Reise ohne Berücksichtigung einer Quote tanken. Eine Verlagerung von Verkehrsströmen und Emissionen (Carbon-Leakage-Effekt) zu Drehkreuzen außerhalb Europas ist die Folge.

Der Luftverkehr innerhalb der EU ist bereits Teil des EU-ETS. Die Revision des ETS wird über zusätzliche Auflagen zu steigenden Kosten für die Lufthansa Group in zukünftigen Geschäftsjahren führen. Das gilt insbesondere für die Absenkung der Emissionsobergrenze, des sogenannten Caps, sowie für die Abschaffung der bisherigen kostenfreien Zuteilung von Emissionsberechtigungen. Die Verschärfung des ETS induziert eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung. Perspektivisch soll die Regulierung auch die sogenannte Nicht-CO2-Klimawirkung des Luftverkehrs adressieren, beispielsweise Kondensstreifenbildung und Stickstoff-Emissionen. Gegebenenfalls können betriebliche Maßnahmen die Klimawirkung mindern – allerdings haben diesbezügliche Untersuchungen gerade erst begonnen. Der Schwerpunkt der Regulierung bleibt daher bis auf Weiteres der CO2-Ausstoß.

Im Rahmen der Revision der Energiesteuer-Richtlinie schlägt die EU-Kommission eine Mindestbesteuerung von Flugtreibstoffen vor, wodurch sich ein zusätzliches Kostenrisiko ergäbe. Eine Mindestbesteuerung birgt zudem die Gefahr, dass es in Europa unterschiedliche Steuersätze und damit auch innereuropäisch eine Wettbewerbsverzerrung geben könnte.

Neben weitreichenden Maßnahmen zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes, wie zum Beispiel der kontinuierlichen Erneuerung der Flotte, dem Einsatz von nachhaltigen Flugkraftstoffen und dem Ausbau freiwilliger CO2-Kompensationsmöglichkeiten für die Fluggäste, bringt sich die Lufthansa Group – auch zusammen mit anderen europäischen Airlines, Flughäfen und Branchenverbänden – in die öffentliche Diskussion ein und wirbt in diesem Kontext proaktiv für wettbewerbsneutrale Regulierungen.

Darüber hinaus sieht sich die Lufthansa Group mit einem stetig steigenden bürokratischen Aufwand zur Erfüllung von Umweltvorgaben konfrontiert. ↗ Zusammengefasste nichtfinanzielle Erklärung.

Verschärfung der Lärmgesetzgebung

Verschärfte Lärmvorschriften können bei Luftfahrtgesellschaften oder Flughäfen wirksam werden. Sie können zum Beispiel zu erhöhten Kosten durch die Nachrüstung von Flugzeugen oder dem Verbot gewisser Flugzeugtypen beziehungsweise zu höheren Entgelten oder erhöhtem Überwachungsaufwand führen. Auf europäischer Ebene ist vornehmlich die noch ausstehende Novelle der Umgebungslärmrichtlinie relevant. Auf Bundesebene wurden die Grenzwerte des Fluglärmschutzgesetzes 2017 planmäßig überprüft. Eine Änderung des Gesetzes ist noch nicht erfolgt. Obwohl Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung für den Standort Frankfurt keine signifikant veränderten Gesundheitsrisiken aufzeigen, hat sich die Belästigungsreaktion der Betroffenen sprunghaft erhöht, auch bei stabiler akustischer Situation an den Flughäfen. Deshalb erwartet die Lufthansa Group vermehrtes Lobbying zur Verschärfung der Lärmgesetzgebung von anderen Interessengruppen.

Die Lufthansa Group entwickelt durch eine gezielte Kommunikationsarbeit gemeinsam mit Verbänden und anderen Industrie-Stakeholdern abgestimmte Strategien. Im Rahmen von Forschungsprojekten beschäftigt sie sich mit Maßnahmen zum aktiven Schallschutz und beobachtet die Lärmwirkungsforschung intensiv. ↗ Zusammengefasste nichtfinanzielle Erklärung.

Finanzwirtschaftliche Risiken

Finanzwirtschaftliche Entwicklungen stellen Chancen und Risiken für die Lufthansa Group dar. So können negative Entwicklungen der Treibstoffpreise, Devisenkurse und Zinsen im Vergleich zu den in der Planung und Prognose unterstellten Annahmen die Aufwände erhöhen und/oder die Erträge verringern.

System des finanzwirtschaftlichen Risikomanagements für Treibstoffpreise, Devisenkurse und Zinsen

Finanz- und Rohstoffpreisrisiken werden auf Basis interner Richtlinien systematisch und zentral für den gesamten Konzern gemanagt. Die dabei eingesetzten derivativen Finanzinstrumente zielen darauf ab, Grundgeschäfte abzusichern. Die Lufthansa Group arbeitet hierbei im Grundsatz mit Partnern zusammen, die mindestens über ein Investment-Grade-Rating analog der Bewertung „BBB–“ der Agentur Standard & Poor’s oder ein vergleichbares Langfristrating verfügen. Alle Grund- und Sicherungsgeschäfte werden in Treasury-Systemen abgebildet, sodass sie jederzeit bewertet und überwacht werden können. Die Funktionen des Handels, der Abwicklung und des Finanzrisikocontrollings sind organisatorisch strikt voneinander getrennt. Die ausführenden Abteilungen und das Finanzrisikocontrolling stellen sicher, dass die Vorgaben der internen Richtlinien eingehalten werden. Darüber hinaus wird die aktuelle Sicherungspolitik laufend in bereichsübergreifenden Managementgremien erörtert. ↗ Konzernanhang, Erläuterung 45.

Treibstoffpreisänderungen

Der Rohölpreis war im Geschäftsjahr 2024 im Durchschnitt 3 % niedriger als im Vorjahr. Die Preisdifferenz zwischen Rohöl und Kerosin, der sogenannte Jet Fuel Crack, ist im Vergleich zu 2023 weiter zurückgegangen. Während der Jet Fuel Crack 2023 im Jahresdurchschnitt bei 29,58 USD/bbl lag, betrug er im Jahr 2024 20,33 USD/bbl.

Der Treibstoffverbrauch der Lufthansa Group lag im Berichtsjahr bei 9,5 Mio. Tonnen Kerosin. Der Treibstoffaufwand stellte 2024 mit 7,8 Mrd. EUR einen wesentlichen Kostenfaktor für die Lufthansa Group dar. Starke Veränderungen der Treibstoffpreise können das Ergebnis erheblich beeinflussen. Eine Veränderung des Kerosinpreises im Vergleich zum Jahresendkurs 2024 um +10 % (-10 %) würde den Treibstoffaufwand der Lufthansa Group im Geschäftsjahr 2025 voraussichtlich um 582 Mio. EUR (-485 Mio. EUR) nach Sicherung erhöhen (senken).

Grundsätzlich setzt die Lufthansa Group eine regelbasierte Treibstoffpreissicherung mit einem Zeithorizont von bis zu 24 Monaten ein. Der Zielsicherungsgrad der Treibstoffpreissicherung betrug zum 31. Dezember 2024 85 % für die Passagier-Airlines. Ziel ist es, die Schwankungen der Treibstoffpreise zu verringern. Bei der Treibstoffpreissicherung bedient sich die Lufthansa Group üblicher Finanzmarktinstrumente. Sicherungen erfolgen aus Gründen der Marktliquidität grundsätzlich mehrheitlich in Gasöl sowie in Rohöl und mit Optionskombinationen. Dabei wird ein unvollständiger Schutz vor einem Preisanstieg in Kauf genommen, um an einem eventuellen Preisverfall möglichst weitreichend partizipieren zu können. Durch den zunehmenden Abschluss von Gasölsicherungen anstelle nur rohölbasierter Sicherungen wird das Preisdifferenzrisiko zu Kerosin in höherem Maße als in der Vergangenheit adressiert. Die abgeschlossenen Instrumente führen nicht zu physischen Lieferungen, sondern werden durch Zahlungen ausgeglichen. Zum 31. Dezember 2024 bestanden für rund 76 % des voraussichtlichen konzernweiten Treibstoffbedarfs des Jahres 2025 Rohöl-, Gasöl und Kerosinpreissicherungen in Form von Optionen und unbedingten Termingeschäften. Aufgrund der langfristigen Aufnahme von Sicherungsinstrumenten auf Basis von Gasöl, die den Jet Fuel Crack zu großen Teilen mit abdecken, waren per 31. Dezember 2024 keine separaten Cracksicherungen mehr abgeschlossen. Für das Jahr 2026 bestanden zu diesem Zeitpunkt für rund 28 % des voraussichtlichen Treibstoffbedarfs Sicherungen. Da der Treibstoff in US-Dollar abgerechnet wird, können Schwankungen im US-Dollar-Wechselkurs den ausgewiesenen Treibstoffaufwand zusätzlich positiv oder negativ beeinflussen. Das US-Dollar-Exposure aus dem geplanten Treibstoffbedarf ist in der Währungssicherung berücksichtigt.

Wechselkursänderungen

Fremdwährungsrisiken für die Lufthansa Group ergeben sich insbesondere aus internationalen Flugticketverkäufen und dem Einkauf von Treibstoff, Flugzeugen und Ersatzteilen. Alle Tochtergesellschaften melden grundsätzlich ihre geplanten Währungsexposures mit einem Zeithorizont von mindestens 24 Monaten. Auf Konzernebene wird eine aggregierte Nettoposition je Währung gebildet und so die Möglichkeit des „natural hedging“ genutzt. Für 18 Fremdwährungen werden Sicherungen gegen den Euro abgeschlossen, weil ihr Exposure für die Lufthansa Group von besonderer Relevanz ist. Unter diesen Währungen ist der US-Dollar die einzige Währung, für die ein Nettobedarf besteht. Der operative Nettobedarf des Jahres 2025 in Höhe von 4,4 Mrd. USD war zum 31. Dezember 2024 zu 46 % gesichert. ↗ Konzernanhang, Erläuterung 45.